Zwischen Lavatunnel und ‚Ewigem Eis‘


Auf einen Gletscher steigen und glasklares Gletscherwasser trinken oder unter der Erde durch einen 5200 Jahre alten Lavatunnel spazieren… Das und vieles mehr konnte ich am Ende meiner Rundreise durch Island erleben. In den vorherigen Teilen meines Reiseberichts habe ich schon viel von meiner Zeit auf der Insel erzählt – wenn ihr das noch nicht gelesen habt, findet ihr hier Teil 1 und
Teil 2.

Im Skaftafell Nationalpark wartet ein spannendes Abenteuer auf euch. Alles sieht ganz anders aus, als im Osten des Landes und zunächst sahen wir viele kleinere Gletscher – kein Wunder, dass diese Gegend oft als Filmkulisse dient, zum Beispiel für James Bond, Batman, Game of Thrones oder Interstellar. Sie ist einfach wunderschön! Mit einer Gruppe wollten mein Freund und ich etwas ganz Besonderes wagen: einen Gletscher erklimmen! Das dürft ihr auf keinen Fall auf eigene Faust machen, da das lebensgefährlich sein kann, aber, so wie wir, mit einem Guide und einer Gruppe ist es absolut empfehlenswert. Die Ausrüstung bekommt ihr gestellt: einen Eispickel, Sicherung und riesige Spikes an den Schuhen… Und dann ging es los! Obwohl es morgens noch geregnet hatte, meinte es das Wetter gut mit uns: Sobald wir am Parkplatz ankamen und aus dem Auto stiegen verzogen sich die Wolken und es regnete erst wieder, als wir uns auf den Rückweg machten. Wir hatten also super Wetter und, obwohl wir auf einen Eisberg stiegen, war es so warm, dass ich meine Fleecejacke ausziehen musste. Am besten tragt ihr also einen „Zwiebel-Look“, bei dem ihr Schichten ausziehen könnt! Mich hat überrascht, dass es hier trotz all des Eises viel Grün gibt. Auf dem Gletscher sorgen von Moos umschlossene Steine für den Eindruck, als würden auf dem Eis Pflanzen wachsen!

Nachdenklich gestimmt hat mich die Tatsache, dass man hier die Auswirkungen von Klimawandel und Erderwärmung hautnah erlebt. Am Fuß der Gletscher gibt es Seen, die vor einigen Jahren nicht existierten und sich nun, durch das Schmelzen des Eises, gebildet haben und weiter wachsen. Unser Guide erzählte uns, dass es wenige Wochen vor unserem Besuch eine „Beerdigung“ für den 700 Jahre alten Gletscher „Okjökull“ gegeben hatte. Da er über 35 Meter an Eismasse verloren hat und mit nur noch 15 Metern Eisdicke zu leicht geworden ist, dient er nun offiziell nicht mehr als Gletscher… Eine Gedenktafel erinnert daran, dass dies in den nächsten Jahren auch mit den anderen wichtigen Gletschern geschehen wird, wenn sich nichts am CO2 Ausstoß der Menschen ändert. Generell war unser Guide wirklich super. Immer wieder gab er uns spannende Informationen rund um Naturphänomene und gemeinsam mit ihm stellten wir uns auch einer Challenge: frisches Gletscherwasser direkt von der Quelle trinken! Das war körperlich deutlich schwieriger als es sich zunächst anhört – ihr müsst nämlich eine Art Liegestütze machen, bei der ihr eure Hände auf den Eispickel legt und euch dann zum Wasser beugt. Auch das solltet ihr ohne Guide auf keinen Fall machen, aber so war es ein einmaliges Erlebnis und das Wasser schmeckt fantastisch!

Ganz in der Nähe des Nationalparks liegt das Fosshotel Glacier Lagoon, in dem wir übernachteten. Das Hotel ist perfekt für Naturliebhaber! Es liegt außerhalb, umgeben von Bergen und in den gemütlichen Zimmern befinden sich riesige Fenster mit Blick auf die einmalige Landschaft oder das Meer. Selbstverständlich gibt es auch eine Sauna im Hotel – es ist schließlich Skandinavien 😀

Besonders gut hat uns das Essen gefallen – ein richtig schickes Menü haben wir dort gegessen und es hat alles einfach köstlich geschmeckt. Bis zu 180 Personen können im Restaurant speisen, es bietet sich also auch super für größere Gruppen an. Morgens und mittags gibt es Speisen vom Buffet und abends zwischen 18:00 und 22:00 könnt ihr á la carte bestellen. Besonders den Dark Brownie müsst ihr probieren!

Was wäre ein Island Blog ohne eine weitere Empfehlung für einen wunderschönen Wasserfall? Ich habe bestimmt fast jeden Tag während meiner Reise irgendeinen Wasserfall gesehen, doch der Seljalandsfoss hat mich besonders beeindruckt. Hier könnt ihr den Wasserfall nämlich nicht nur von vorne betrachten, sondern euch auch in ihn hineinbegeben und das Ganze quasi „von hinten“ erleben. Ihr seht und hört wie das Wasser von weit oben hinunterstürzt – wirklich etwas ganz Besonderes! Der Weg zum Wasserfall ist durch die Gischt sehr glitschig, also tragt unbedingt feste Schuhe und lauft vorsichtig. Außerdem solltet ihr eine dichte Regenjacke anhaben, wenn ihr nicht nass werden wollt.

Der Besuch des Lavatunnels Raufarhólshellir war ein wirkliches Highlight unserer Reise. Mit 1360 Meters ist er einer der längsten und bekanntesten Lavatunnel des Landes und schon vor ca. 5200 Jahren entstanden! Nur ungefähr 30 Minuten von Reykjavik entfernt, könnt ihr euch hier von den tollen Farben und Mustern an den Wänden verzaubern und euch in eine ganz andere Welt entführen lassen. Ihr entscheidet, ob ihr, so wie wir, eine Standard Lava Tunnel Tour unternehmen wollt, bei der ihr eine Stunde lang eine Führung durch die Gänge macht und mit einem Guide alles erkundet, oder ob ihr es wagen wollt, euch auf eine Adventure Tour zu begeben! Hierbei geht es fernab der normalen Wege, in die Tiefen des Tunnels – es wird geklettert und gekraxelt und ihr braucht dafür gute Balance und körperliche Fitness. Diese Tour geht außerdem drei bis vier Stunden lang und sorgt sicher für ein einzigartiges Abenteuer. Doch auch bei unserer Standardtour gab es einen Moment, wo es besonders spannend wurde – als wir auf einer Plattform standen, machte unser Guide für einen Moment alle Lichter um uns herum aus. Es war wirklich stockfinster und zum Glück war ich nicht allein! Mir wurde etwas mulmig zumute, weil man die Hand vor den Augen nicht sehen konnte… Zum Glück wurde das Licht kurz darauf wieder angemacht! Die Tour durch Raufarhólshellir wird mir auf jeden Fall noch lange in Erinnerung bleiben. Auch für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, ist die Standardtour zu empfehlen – es werden sogar kostenlose Walking-Stöcke zur Unterstützung verliehen.

Bei Grindavik hatten wir eine Quadtour gebucht und als wir ankamen, erlebten wir eine Überraschung – außer uns hatte sich niemand für diese Zeit angemeldet, weshalb mein Freund und ich den Guide somit für uns alleine hatten! Wir fuhren zunächst durch die frühere Hafengegend Hópsnes, wo es heute alte Schiffswracks und unglaubliche Landschaft zu sehen gibt. Der Kontrast der schwarzen Lavafelsen und dem orangenen Stahl der Schiffe ist einfach irre! Entlang der Küste fuhren wir an spektakulären Bergen vorbei und kamen letztendlich beim schwarzen Sandstrand Selatangar an. Der Lavastrand sieht einfach unglaublich aus und ihr könnt noch Überreste der Siedlung sehen, die Fischer hier vom 11. bis 19. Jahrhundert aus nichts als Lavasteinen und Treibholz erbaut hatten.

Falls ihr gerne mit Quads oder ähnlichem unterwegs seid, kann ich euch eine solche Tourempfehlen– wir haben die Insel auf diese Weise nochmal ganz anders kennengelernt, als zuvor zu Fuß oder mit dem Auto.

Für gewöhnlich ist die Zeit im August, zu der wir da waren, alles andere als perfekt, um Nordlichter zu sehen. Trotzdem hatte ich mir vor der Anreise die App „Island Ringstraße App: Reiseführer, Karten & Touren“ heruntergeladen, die darüber informiert, wenn Nordlichter zu sehen sind. An unserem letzten Abend bekam ich dann plötzlich eine Benachrichtigung aufs Handy. Wir schauten aus dem Hotelfenster und tatsächlich – draußen schimmerte der Himmel in bunten Farben. Die Nordlichter sind unglaublich schön und waren der perfekte Abschluss für diesen wundervollen und beeindruckenden Urlaub.

Obwohl ich nun so viel in Island erlebt habe, würde ich jeder Zeit nochmal hinreisen. Es gibt noch so viel mehr zu sehen und zu erleben und ich habe mich vollkommen in das Land verliebt. Ich hoffe, dass ich euch in dieser Blogreihe die Vielfalt des Landes, die mich so komplett begeistert hat, etwas näher bringen konnte. Wenn ihr Island mit euren Gruppen selbst erkunden wollt, haben wir spannende Reiseideen für euch!

Bis bald,

Johanna Kipp | Senior Vertriebsprofi für Skandinavien