
Wenn ihr das Meer, die Natur und Ruhe liebt, ist mein Reisebericht genau das Richtige fĂŒr euch.
Anfang Mai durfte ich zusammen mit einer kleinen Gruppe von Skandinavien-Spezialisten nach Vaasa fliegen und drei Tage in Kalle’s Inn auf der Insel Replot verbringen. Replot liegt im Kvarken-Archipel, an der finnischen KĂŒste des Bottnischen Meerbusens, nordwestlich der Stadt Vaasa. Das Archipel besteht aus zwei gröĂeren und vielen kleinen SchĂ€reninseln und zĂ€hlt zum UNESCO-Weltnaturerbe. Aber dazu spĂ€ter mehr.
Vom Flughafen in Vaasa fuhren wir per Kleinbus knapp eine Stunde lang zum kleinen Ort Söderudden. Dabei ĂŒberquerten wir die 1045 Meter lange Replot-BrĂŒcke â die lĂ€ngste HĂ€ngebrĂŒcke Finnlands. Schon die Ankunft in Kalle’s Inn war besonders: Freddi, der Inhaber, begrĂŒĂte uns persönlich in einem hĂŒbschen Holzhaus, das einer samischen HĂŒtte nachempfunden war. Dazu gab es einen Cocktail in quietsch-orange â mit Sanddornsaft. Sehr lecker!
Danach stapften wir hinĂŒber zu unseren GlashĂ€usern, jeder zu seinem eigenen. đ Die acht HĂ€uschen stehen malerisch zwischen Felsen, nur wenige Meter vom Meer entfernt. Der Schlafraum ist komplett aus Glas; so könnt ihr vom Bett aus den Ausblick aufs Wasser und den Himmel genieĂen. Einfach traumhaft! Wenn ihr Sichtschutz möchtet, könnt ihr rundum auch Jalousien herunterlassen. Im hinteren Teil des HĂ€uschens gab es alles, was man sonst noch braucht, wie Badezimmer, Garderobe, Minibar usw..
Im sogenannten Leuchtturm (es ist kein echter đ) gab es dann spĂ€ter HĂ€ppchen mit Lachs und anderen finnischen Leckereien, dazu ein GlĂ€schen Sekt und eine wunderbare Aussicht aufs Meer. Da ich keinen Sekt mag, probierte ich ein Bier von der lokalen Mini-Brauerei, die ganz in der NĂ€he liegt. Das solltet ihr auch tun, wenn ihr mal in der Gegend seid.
Abends traf sich die Gruppe im Haupthaus, in dem sich auch das gemĂŒtlich eingerichtete Restaurant befindet. Beim 3-GĂ€nge-MenĂŒ hatten wir einen tollen Ausblick auf die felsige KĂŒste, die See und spĂ€ter auf den kitschig-schönen Sonnenuntergang. Damit auch diejenigen, die mit dem RĂŒcken zum Fenster sitzen, die Aussicht genieĂen können, hing gegenĂŒber ein langer Spiegel quer ĂŒber die Wand. Klasse Idee, oder? đ
Nach einem entspannten Abend â mit ein bis zwei GlĂ€schen Wein und natĂŒrlich einem finnischen Wodka â standen wir gegen Mitternacht noch eine Weile drauĂen am Meer. Das Wasser schimmerte hellblau, es war unglaublich still und der Himmel war noch immer nicht ganz dunkel. Ăber dem Horizont leuchtete ein rötlicher Streifen, darĂŒber sah man ein tiefdunkles Blau â wir konnten uns gar nicht satt sehen. Das war aber auch nicht schlimm, denn vom Bett aus konnte man den Himmel ja auch sehen! Besonders deutlich wurde das morgens gegen 5.00 Uhr als mir die grelle Sonne direkt ins Gesicht schien. Dass man kostenlose Schlafmasken bekommen kann, wusste ich da noch nicht. đ
WĂ€hrend unseres Aufenthaltes erkundeten wir die Gegend, besuchten unter anderem einen Meteoritenkrater (was ich nicht wirklich spannend fand) und das Stundars Freilichtmuseum. Die GebĂ€ude waren zwar noch geschlossen, aber das CafĂ© hatte geöffnet. In Vaasa schauten wir uns dann mehrere Hotels an. Das ist jetzt fĂŒr euch nicht so interessant, aber wenn ihr da mal ĂŒbernachten wollt, kann ich euch gerne eines empfehlen. ZurĂŒck auf âunsereâ Insel schipperten wir mit einer schicken Yacht. Sie hat Platz fĂŒr etwa 12 Personen und kann fĂŒr Touren aller Art gebucht werden, von AngelausflĂŒgen bis zu mehrtĂ€gigen Touren mit Ăbernachtung an Bord. Wir versuchten uns auĂerdem im Feuer machen, âbewaffnetâ mit einem Messer, einem Metallstab und hauchdĂŒnner Birkenrinde. Das ist gar nicht so einfach, macht aber viel SpaĂ. Besonders lustig fanden wir die Aktion âOn the roxâ â das Baden in ĂberlebensanzĂŒgen im eiskalten Meer. In den leuchtend roten AnzĂŒgen gab man ein prima Fotomotiv ab.đ
Was in Finnland natĂŒrlich auch auf dem Programm stehen muss, ist Saunieren. Das gehört untrennbar zur finnischen Kultur. Wusstet ihr, dass es in Finnland mehr Saunen gibt als Autos? Das sagt die offizielle Saunabotschafterin Finnlands (!) und die muss es ja wissen. In Kalle’s Inn kann man gleich mehrere Saunen ausprobieren. AbkĂŒhlen könnt ihr euch dann im Meer oder, wenn ihr es nicht so kalt mögt, in einer der hölzernen âHot Tubsâ.
Ach, ich wollte euch ja noch etwas ĂŒber das Weltnaturerbe berichten. Als nach dem Ende der Eiszeit vor knapp 10.000 Jahren die Eismassen in Nordeuropa abschmolzen, stieg das Land aufgrund der Druckentlastung an. Im Kvarken Archipel war der Effekt besonders stark (rund 285 Meter!) und hĂ€lt noch heute an. Da die Landhebung hier weltweit einmalig ist, wurde die Region, zusammen mit den Höga Kusten auf der schwedischen Seite des Bottnischen Meerbusens, zum UNESCO-Weltnaturerbe erklĂ€rt.
Auch im Winter hat die Region ihren Reiz. Man kann zum Beispiel Eisangeln gehen, mit dem Tretschlitten fahren oder auf Nordlichtjagd gehen. Saunieren und das Baden im Meer mit den ĂberlebensanzĂŒgen macht vermutlich in dieser Jahreszeit besonders viel SpaĂ. Und das Spezialglas der HĂ€user in Kalle’s Inn wird dann beheizt, so dass ihr freie Sicht auf den Himmel habt und â mit etwas GlĂŒck â die Nordlichter direkt vom Bett aus bestaunen könnt.
Zugegeben, die Ăbernachtung in den GlashĂ€usern ist nicht gerade ein SchnĂ€ppchen, aber wirklich ein besonderes Erlebnis. Falls ihr also etwas Spezielles fĂŒr eine Kleingruppe sucht (es können ja nur maximal 16 Personen dort ĂŒbernachten), stellen wir euch gerne eine maĂgeschneiderte Reise zusammen.
Petra Laux I Reiseprofi fĂŒr Skandinavien