
Diesen Sommer bin ich nach Krakau gereist und muss sagen, die Stadt hat mich wahnsinnig überrascht. Da es meine erste Reise nach Osteuropa war, hatte ich gar keine großartigen Erwartungen, sondern wollte mich einfach überraschen lassen. Das ist Krakau und seinen Einwohnern bestens gelungen. Der Kontrast zwischen der alten Stadt mit ihren unzähligen historischen und sehr alt anmutenden Gebäuden und den jungen, fröhlichen Menschen, die sich hier zu jeder Tageszeit auf den Straßen aufhalten.
Mit auf der Straße aufhalten meine ich übrigens nicht, dass es viele Straßencafés gab, in denen sich die Menschen getroffen haben. Die Menschen waren tatsächlich auf der Straße. Besonders auf großen Plätzen, wie z.B. dem Krakauer Marktplatz, der entweder Hauptmarkt oder auch Ring genannt wird, haben sich viele Menschen getroffen und zusammen gepicknickt, gezeichnet, Schwätzchen gehalten, gesungen und gelacht. Am besten haben mir die Straßenmusikerinnen und -musiker gefallen, die es auch überall gab. Von traditionellen Liedern bis hin zu aktuellen Popsongs haben sie alles gespielt und somit ungemein zur offenherzigen Atmosphäre der Stadt beigetragen. Dadurch, dass alle sehr aufgeschlossen waren und die Stadt auch aus 20% Studierenden besteht, kommt man sehr leicht mit den Einheimischen ins Gespräch. Das finde ich immer toll, weil man ein Land oder eine Stadt so noch einmal ganz anders kennen lernen kann.
Auf Krakau kam ich übrigens, weil ich schon länger geplant hatte, mir das Museumsgelände des Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau anzuschauen. Meiner Meinung nach muss man so etwas einmal im Leben gesehen haben und sich damit auseinandersetzen. Meinen Transfer zur Gedenkstätte habe ich bereits im Voraus gebucht, sodass ich mich vor Ort um nichts mehr kümmern musste. Diesen Tagestrip habe ich übrigens für den letzten Tag meiner Reise eingeplant, denn vorher wollte ich gerne Schindlers Museum besuchen. Das ist in der ehemaligen Emaillefabrik von Oskar Schindler entstanden, um das historische Gebäude vor dem Verfall zu bewahren und befindet sich im Stadtteil Zablocie, etwa 35 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt. Hier empfehle ich euch dringend, eure Karten schon vorab zu reservieren, denn als ich gegen 11 Uhr morgens am Museum ankam, waren schon alle Karten für den restlichen Tag ausverkauft.
So wie das Museum könnt ihr übrigens fast alles in der Stadt wunderbar zu Fuß erreichen. Dadurch, dass mein Hotel im Stadtzentrum lag und ich tolles Wetter hatte, habe ich die öffentlichen Verkehrsmittel nicht ein einziges Mal benutzt. Auf vier Rädern war ich lediglich bei meiner Stadtrundfahrt unterwegs, die ich ebenfalls schon von zuhause gebucht hatte. Dadurch, dass ich mich für die aller erste Führung des Tages, gleich um 8 Uhr morgens eingetragen hatte, hatte ich den Guide ganz für mich alleine. Vielleicht hört sich das erstmal ein bisschen komisch an, aber im Grunde war das perfekt! Dadurch konnte die Führung ganz individuell auf mich zugeschnitten werden und wir konnten in den zwei Stunden sogar mehr Sehenswürdigkeiten besichtigen, als eigentlich beabsichtigt.
Natürlich gab es auch einige persönliche Geschichten und Insiderinfos für mich. Zum Beispiel gibt es gegenüber des Wawels, dem ehemaligen Schloss der polnischen Könige, eine kleine, sehr unscheinbare Kathedrale. Diese entstand zu Ehren eines Bischofs, mit dem der König nicht zufrieden war und den er deshalb in der Weichsel ertränken lies. An der Stelle, an dem man den armen Mann aus dem Fluss zog entstand dann die Kathedrale – sozusagen als kleine Entschuldigung. Glaubt mir, ich musste zweimal nachfragen, ob ich diese Geschichte denn auch richtig verstanden habe.
Gar nichts ist diese kleine Kathedrale im Vergleich zur Marienkirche. Eigentlich bin ich gar nicht so der Kirchenfan, aber die Marienkirche ist einfach toll! Obwohl sie sehr beliebt ist, findet man immer ein Plätzchen, von dem aus man die feinen Wandmalereien, die beeindruckenden Glasbilder und die fein verarbeiteten Details in Gold und Türkis bestaunen kann. Mein Tipp für euch ist, hier mal einen Moment zu verweilen und alles auf euch wirken zu lassen. Das solltet ihr auch an anderen Ecken in Krakau tun, denn überall gibt es so viele Kleinigkeiten zu sehen. Ich bin froh, dass ich mir nicht zu viele Aktivitäten vorgenommen habe, denn so konnte ich die Zeit genießen und musste nicht durch das bunte Treiben auf den Straßen hetzen.
Zum Schluss muss ich euch unbedingt noch von der kulinarische Seite Krakaus berichten. Generell wusste ich schon, dass in Polen und in ganz Osteuropa sehr deftig gekocht wird. Das hat sich auch bei allen Gerichten, die ich probiert habe, bestätigt. Neben kleinen gefüllten Maultaschen, und einem Kotelett mit einer Panade, ähnlich der von einem Schnitzel, haben mich vor allem die Backwaren begeistert. Sowohl beim Frühstück im Hotel als auch beim Bäcker an der Ecke waren die Brötchen extrem gut. Genauso lecker haben mir auch die Posener Martinshörnchen geschmeckt, die sich am besten als Croissants mit einer Weißmohn-Nuss-Füllung beschreiben lassen. Neben den polnischen Spezialitäten gibt es im jüdischen Viertel der Stadt viele kleine und von außen schon sehr gemütlich anmutende jüdische Restaurants. Da ich das Schächten von Tieren allerdings ablehne, habe ich mich entschlossen kein koscheres Restaurant zu besuchen. Falls ihr hier ein paar Tipps für mich habt, lasst mir doch gerne einen Kommentar da.
Habt ihr nun auch Lust bekommen Krakau zu erkunden? Dann schaut bei einer der vielen Reiseideen vorbei, die unsere Osteuropa-Profis für euch zusammen gestellt haben.
Bis bald,
Denise Merz | Profi für den Empfang