Happen & Trappen mit dem Drahtesel


Gründe, um das Fahrrad statt das Auto, den Bus oder die Bahn zu nehmen, gibt es genug – auch im Urlaub. Mit meinem Bericht von Ferien auf dem Maasradweg möchte ich der Liste noch einen weiteren Grund hinzufügen. Eines vorweg: Das Geheimnis des Titels wird weiter unten noch gelüftet werden. 😉 Der abwechslungsreiche Maasradweg beginnt an der Quelle des gleichnamigen Flusses in der Nähe eines kleinen Dörfchens namens „Pouilly-en-Bassigny“ in Frankreich. Dann geht es 1.150 Kilometer auf und ab, durch Belgien hindurch, bis in die Niederlande, wo die Maas in den Rhein mündet oder der Rhein in die Oude Maas, wie die Niederländer liebevoll sagen. Wir haben uns für eine Radtour im niederländischen Teil entschieden, da ich mein Herz schon lange an dieses kleine Land verloren habe, und ich gespannt war, welche Überraschungen uns bei dieser Art der Reise erwarten. In den Niederlanden ist der Maasradweg auch sehr gut für Anfänger geeignet, und man braucht kein Mountainbike, sondern ist mit einem 7-Gang Hollandrad bestens ausgestattet, und die Route ist prima ausgeschildert.

Eine erste Etappe hat uns von Deutschland bis nach Roemond gebracht, und von dort an ging es für uns jeden Tag durch Wälder, Felder und bezaubernde Orte, vorbei an toll hergerichteten Gärten und immer links oder rechts an der Maas entlang. Hier merkt man auch, dass die Fahrradwege nicht historisch gewachsen sind, sondern so angelegt wurden, dass sie euch stets an einigen Sehenswürdigkeiten und den schönsten Fleckchen vorbeiführen. Wundert euch also nicht, wenn ihr den ein oder anderen ungewöhnlichen Schlenker macht, nur um an der Kirche eines Ortes, den ihr auch hättet einfacher durchqueren können, vorbei zu kommen. Wenn ihr die Maas auf eurer Tour einmal überqueren müsst und gerade keine Brücke an Ort und Stelle ist, geht das sehr gut mit einer der vielen kleinen Fähren. Oft sind es spezielle Fußgänger- und Fahrradfahrer-Fähren, die sich nicht an feste Pläne halten, sondern einfach so übersetzen, wie sie voll werden. Ihr wartet einfach und winkt dem Skipper freundlich zu, der euch dann abholt und auf die andere Seite bringt. Die Kosten für eine Überfahrt sind überschaubar, wir haben nie mehr als 1,20€ pro Person mit Fahrrad gezahlt. Die Fähren fahren jedoch nicht rund um die Uhr und auch nicht an allen Tagen in der Woche. Einmal gab ein ganzes Stück vor dem Übergang zum Glück ein Schild mit Informationen, sodass wir uns vorher einen Übernachtungsplatz suchen konnten. Ein anderes Mal gab es leider keine Information, sodass wir dann erst einmal zehn Kilometer zurückfahren mussten. Informiert euch, was die Fähren angeht, also am besten schon vor eurer Tour, dann gibt es keine unvorhergesehenen Überraschungen.

Genauso wie die Fähren, hatten auch wir keinen festen Plan, wie viele Kilometer wir an einem Tag fahren wollten, und haben somit auch keine Übernachtungsmöglichkeiten vorgebucht. Meistens haben wir uns zwischen 14 Uhr und 16 Uhr überlegt, wie weit wir es an diesem Tag noch schaffen und uns dann nach einem Bed&Breakfast umgesehen. Wichtig war für uns immer, dass unsere Schlafstätte möglichst nahe am Radweg liegt, denn wenn man abends noch einmal 10 Kilometer in ein Dorf fahren muss und morgens noch einmal 10, bis man wieder auf dem Radweg zurück ist, dann kommt da einiges an zusätzlichem Weg zusammen.

Über unsere Tour verteilt haben mir die drei Orte Oijen, Heusden und Dordrecht, die alle in der Provinz Noord-Brabant liegen, am besten gefallen. In Oijen waren wir zum Abendessen in dem riesigen Biergarten einer dagegen recht kleinen und süßen Brauerei. Dort gibt es wahnsinnig leckere Steaks vom Grill und jede Menge verschiedene Sorten Spezialbiere in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen. Die Brauerei, die einfach nur den Namen „Bierbrouwerij“ trägt, macht übrigens auch bei den beiden Tour-Angeboten „Happen&Stappen“ und „Happen&Trappen“ mit, was soviel heißt wie „Essen und Laufen“ und „Essen und Fahrradfahren“. Dort dreht sich alles nur um das Erleben von verschiedenen Lokalen, Bars, Restaurants und natürlich leckeren Speisen – womit wir jetzt auch das Geheimnis des Titels gelüftet haben. Am spannendsten fanden wir jedoch, dass man in der Brauerei mit einer größeren Runde seinen eigenen Grill mieten kann, der dann samt Koch an den Tisch gebracht wird. Das ist sicher auch ein schönes und für alle entspanntes Erlebnis für eine Gruppenreise. Im Übrigen ist die komplette Fahrradtour mit mehreren Personen gut machbar. Direkt an den Radwegen gibt es zwar nur sehr kleine Übernachtungsmöglichkeiten, die größeren Ortschaften haben jedoch auch größere Hotels, die Gruppen gut aufnehmen können. Dass größere Runden abends mit dem Bus an der Strecke abgeholt und morgens wieder an die Strecke gebracht werden, ist am Maasradweg übrigens gang und gäbe.

Heusden ist dagegen ganz anders, denn es handelt sich hier um eine kleine Festung, die noch aus dem Mittelalter stammt. Die Stadt ist wirklich sehenswert, ich würde sie als typisch niederländisch beschreiben. Die Häuser stehen gedrängt in engen Straßen aneinander, alle Wege sind mit Kopfsteinpflaster belegt und vor den bunten Hauseingängen blühen Hortensien. Hier haben wir übrigens auch an einer zufälligen Ecke ein kleines Schild entdeckt, dass uns den Weg nachhause, nach Gießen weißt. 😀 Auch wenn Fahrradfahren nicht so euer Ding ist, könnt ihr das mittelalterliche Noord-Brabant entdecken.

Auch in Dordrecht könnt ihr den typisch niederländischen Flair schnuppern. Die Außenbezirke finde ich zwar wenig sehenswert und hab mich beim Durchradeln schon fast gefragt, ob wir denn hier überhaupt richtig sind, aber die Altstadt ist dafür umso bezaubernder. Grachten schlängeln sich zwischen kleinen Kontor-Häusern hindurch, und an jedem freien Fleck liegt ein kleines Boot. Zum Abendessen kann ich euch in Dordrecht das Restaurant „De Stroper“ empfehlen – hier war es definitiv am leckersten, auch wenn unsere Geldbeutel nach dem Genuss um einiges leichter waren! Generell haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, die Betreiber unserer Bed&Breakfast Unterkünfte nach lokalen Empfehlungen zu fragen. Was ihr außerdem noch wissen solltet: Dordrecht liegt genau im Rhein-Maas-Delta und somit folgt ihr ab hier nicht mehr der Maas, sondern der alten Maas – oder auch „Oude Maas“ genannt. Wer mag, kann von hier aus weiter durch Rotterdam, bis zur Mündung des Flusses ins Meer fahren. Das würde ich bei meiner nächsten Tour durch das Gebiet allerdings auslassen. Die letzten 35 bis 40 Kilometer führt der Fahrradweg nur noch geradeaus und an den Streckenrändern gibt es nichts wirklich Spannendes mehr zu sehen. Wenn ihr es spannend findet, Containerschiffe beim Auslaufen zu beobachten, dann ist es auf jeden Fall empfehlenswert. Mein Tipp : Nehmt euch insgesamt einen Tag länger Zeit, um die vielen Örtchen und Städte im Landesinneren zu erkunden.

Für die Sicherheit beim Radfahren ist es dagegen ganz egal, ob ihr im Landesinneren oder an der Küste unterwegs seid. Überhaupt ist Radfahren in Holland ein Gedicht. Radfahrer haben fast überall Vorfahrt – sogar im Kreisverkehr – und Radwege sind entweder baulich oder farblich von der Fahrbahn für Autos und Busse getrennt. Außerdem haben wir die Autofahrer und die Niederländer im Allgemeinen immer sehr rücksichtsvoll und freundlich erlebt. Wenn wir mal stehen bleiben mussten und etwas unschlüssig nach dem richtigen Weg Ausschau gehalten haben, hat es nie lange gedauert, bis man uns angesprochen und Hilfe angeboten hat. Die Einheimischen sind übrigens immer auf Englisch oder auf Deutsch auf uns zugekommen, keiner hat erwartet, dass wir niederländisch können. Ihr seht, man braucht also auch in dieser Hinsicht keinerlei Berührungsängste zu haben.

Zum Schluss möchte ich euch noch ein paar Tipps für eure Packliste geben: Neben regenfester Kleidung inklusive Jacke, Hose und Überschuhen, solltet ihr nicht vergessen einen Korkenzieher und Besteck für ein kleines Picknick einzupacken. An der Maas gibt es so viele kleine und große, grüne Oasen, in denen ihr es euch mit einem Baguette, ein bisschen Käse und einer Flasche Wein gemütlich machen könnt. Zuhause lassen könnt ihr dagegen ein Zuviel an Kleidung. Wenn ihr denkt, dass ihr schon wenig dabeihabt, dann könnt ihr ein Drittel von allem noch mal zuhause lassen, vertraut mir! 😉

Egal, ob ihr nun Anfänger oder Gewohnheitsradler seid, ich hoffe ihr nehmt meinen Reisebericht in eurer Repertoire der guten Gründe dafür auf, warum es sich lohnt Fahrrad zu fahren und weshalb ihr mal an die Maas fahren solltet. Mehr über den kompletten Maasradweg könnt ihr übrigens hier erfahren. Für mich steht fest – der Maasradweg hat mich restlos begeistert. Ich werde bestimmt wiederkommen! Tolle Reiseideen für die Region findet Ihr übrigend hier.

Bis bald,

Katja Volkmann | Abteilungsleitung Qualitätsmanagement