Von den Sámi, dem Weihnachtsmann und vielen Rentieren


Ganz weit oben im Norden, da findet ihr Lappland. Die Region ist für mich ein absolutes Naturparadies und ein echtes Winterwunderland. Am Nordpolarkreis kann man so ziemlich alles erleben, was man mit der kalten Jahreszeit verbindet. Langweilig wird es garantiert nicht, denn egal ob Husky Schlittenfahrt, Rentiere füttern, ein Besuch beim Weihnachtsmann oder das Phänomen der Nordlichter, jeden Tag habe ich etwas Neues erlebt. Aber immer der Reihe nach…

Die gesamte Region Lapplands erstreckt sich auf die Länder Schweden, Norwegen, Finnland und Russland. Ich möchte euch speziell über den finnischen Teil Lapplands berichten. Auch hier leben Vertreter des indigenen Volks der Sámi oder auch Samen genannt. Früher wurden diese Menschen auch als Lappen bezeichnet, dieser Begriff gilt jedoch mittlerweile als veraltet und wird vermieden. Für mich sind die Sámi ein wahnsinnig spannendes Volk, denn ihr Leben ist sehr abhängig vom Zyklus der Natur und der Tiere. Die größte Tradition dieser Menschen ist die Rentierzucht und auch heute leben noch viele Familien davon. Die meisten Sámi genießen es regelrecht ihre Traditionen und Geschichten weiter zu geben, deshalb kann man sie besuchen und ihnen über die Schulter schauen, wenn sie Rentiere aus freier Wildbahn einfangen, sie zähmen und ihnen das Schlittenziehen beibringen. Beim Füttern der Tiere darf man oft auch selbst tatkräftig mit anpacken, was mir viel Spaß bereitet hat. Die Rentiere, die über den Sommer nicht benötigt werden, lassen die Sámi wieder frei und so dürfen die Tiere wild leben.  Übrigens bekommen viele Rentiere ihr Geweih mit Leuchtfarbe eingepinselt, damit sie leichter erkannt werden, wenn sie nachts mal einem Auto über den Weg laufen sollten – sehr erfinderisch diese Finnen!

Obwohl die Sámi einen sehr kleinen Teil der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind sie mittlerweile als eigenständiges Volk anerkannt und haben in der Stadt Inari ein eigenes Kulturzentrum. Dieses fungiert gleichzeitig auch als Parlament für den finnischen Teil der Sámi und ermöglicht dem Volk eine kulturelle Selbstbestimmung. Somit ist es auch eine tolle Sehenswürdigkeit. Wenn man noch mehr über das indigene Volk lernen möchte, gibt es hier in Inari auch deren Nationalmuseum zu sehen. Aber auch auf der Straße kann man die Anhänger des Stammes meist kinderleicht erkennen, denn sie tragen oft etwas Traditionelles bei sich, um ihre Zugehörigkeit zu symbolisieren. Bei Frauen sieht man häufig Broschen, die sie tragen, um damit etwa ihre Schals zusammen zu binden. Männer haben oft einen traditionell hergestellten Gürtel um und sie tragen Messer oder andere Werkzeuge mit sich, die für ihre handwerkliche Arbeit stehen.

Neben den Rentieren, gibt es aber auch viele andere Tiere in Finnland zu sehen. Besonders viel Spaß macht in den langen und schneereichen Wintern natürlich eine Husky-Schlittenfahrt oder auch eine Tour mit dem Schneemobil. Genauso toll finde ich Eisfischen, dafür braucht man aber unter Umständen ein bisschen mehr Geduld. Wenn dann aber ein Fisch anbeißt, kann man sich umso mehr freuen! Aber auch im Sommer kann man viel erleben– auf einer Bärensafari zum Beispiel schießt man hier die Fotos seines Lebens. Aber auch auf den unzähligen Wanderwegen, beim Rafting oder Kajaking kann man die wunderschöne Natur Lapplands in den wärmeren Monaten erkunden. Im Winter sollte man für eine Reise durch die Region unbedingt vier oder besser fünf Tage einplanen, im Sommer reichen meiner Meinung nach auch drei.

Genau auf dem Nordpolarkreis liegt die größte Stadt in Finnisch-Lappland, Rovaniemi. Wenn man die Finnen fragt, dann wohnt der Weihnachtsmann nicht am Nordpol, sondern genau hier im Weihnachtsmanndorf. Neben unzähligen bunten Lichtern gibt es Elfenwerkstätten, viele Souvenirshops, selbstverständlich Rentiere, eine Schokolaterie und den Weihnachtsmann höchstpersönlich zu sehen. Selbst ein eigenes Postzentrum hat das Dorf: Wenn man von hier einen Brief abschickt, bekommt er den begehrten Polarkreisstempel und kommt somit tatsächlich vom Weihnachtsmann. 😉 Wer dem ganzen Erlebnis dann sozusagen noch die Kirsche aufs Sahnehäubchen setzen möchte, der kann den unterirdischen Santa Park besuchen. Während das Dorf kostenfrei zu erkunden ist, kostet der Eintritt in den Santa Park 17,50 Euro. Hier gibt es zahlreiche Trolle und Elfen, die an jeder Attraktion bereitstehen und einen zum Beispiel beim Plätzchen dekorieren mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch wenn man neuen Weihnachtsschmuck für seinen Tannenbaum sucht, dann ist man hier goldrichtig. Trotz der vielen Weihnachtslieder, die mir tagelang als Ohrwurm im Kopf hängen geblieben sind, bin ich der Meinung; Das muss man mal miterlebt haben.

In Finnland wird sehr viel regional gegessen, was ich sehr angenehm finde. Besonders beim Fisch wird nur gegessen, was auch in der Nähe gefangen wurde und so ist alles immer wunderbar frisch. Die Moltebeere kann man in Lappland schon fast als Nationalfrucht betrachten, sie sieht aus wie eine kleine gelb-orangene Brombeere. Aus ihr wird hier eigentlich alles hergestellt – von Marmeladen, über Getränke und Wildsaucen habe ich mich durch Moltebeere in sämtlichen Variationen durchprobiert. Außerdem kann ich euch dazu raten, unbedingt Rentierfleisch zu kosten. Viele sagen, dass es wie Rind schmecken würde, das finde ich allerdings nicht. Es hat aber aber auch nicht ganz so einen starken Wildgeschmack wie beispielsweise Hirsch. Ich würde daher sagen, man merkt eben, dass es ein „halbwildes“ Tier ist. Mit Kartoffelbrei, einer tollen Soße und einem Bier aus einer der lokalen Mikrobrauereien ergibt das ein super leckeres Abendessen. 

Ich habe die Finnen als wahnsinnig geselliges Volk erlebt. Egal wohin man kommt, man wird immer zu einem Getränk und einer kleinen Leckerei eingeladen, das gehört einfach dazu. Achtung – man sollte darauf vorbereitet sein, mehrfach an einem Tag eingeladen zu werden. Also lieber kleine Portionen essen, denn, wenn man eine Einladung ablehnt, kann das als sehr unhöflich empfunden werden. Außerdem lieben die Finnen ihre Musik, besonders beim Karaoke-Abend im Pub kann man sehr schnell Freundschaften schließen. Auch hier gilt: Man muss sich einfach nur trauen und abends unter die Leute gehen. Die meisten Städte in Lappland sind ohnehin nicht groß genug, um sich dort zu verlaufen. 😉 Vor einer vermeintlichen Sprachbarriere braucht man sich auch nicht fürchten, denn in Finnland wird unglaublich gut Englisch gesprochen und so kann man sich sehr leicht mit den herzlichen und offenen Einheimischen verständigen.

Mein persönliches Highlight habe ich mir zu Schluss aufgehoben: Die Nordlichter sind einfach ein ganz besonders Phänomen. Schon allein dafür lohnt es sich hier her zu kommen und ich finde jeder sollte diese Erfahrung einmal in seinem Leben gemacht haben. Am besten sieht man die Lichterscheinungen, die durch das Aufeinandertreffen und somit die Energieübertragung zwischen geladenen Teilchen entstehen, fern ab von allen künstlichen Lichtquellen. Um zu wissen, wann und wo man den besten Blick hat, sind die Einheimischen natürlich die allerbeste Quelle für Informationen. Wer sich – so wie ich – gar nicht satt sehen kann an den tollen bunten Bögen, Bändern und Vorhängen, der kann sogar an einer Fotosafari teilnehmen und lernen, wie man die Nordlichter am besten ablichtet.

Ich werde auf jeden Fall wieder zum Nordpolarkreis reisen. Wer weiß, vielleicht trifft man sich dort, denn allzu viele Einwohner gibt es dort ja nicht. 😉

Also dann bis bald in Lappland,

Jessica Klauer | Profi für Skandinavien

Falls ihr nun auch Lust habt euch von Lappland verzaubern zu lassen, dann schaut euch doch mal diese Reiseideen an.