
Wenn man wie ich, einen großen Teil seiner Jugend am Bodensee verbracht hat, dann zieht es einen dort auch immer wieder hin. In Gesprächen komme ich immer ins Schwärmen über die vielen schönen und teilweise nicht so bekannten Plätze und Regionen am See.
Die Halbinsel Höri gehört für mich auf jedem Fall zu den schönsten Ecken am Bodensee, daher nehme ich Euch jetzt mal auf eine kleine Reise mit. Wundert euch nicht, wenn ich mit meinen Bildern alle Jahreszeiten abdecke, denn gerade das zeigt die unglaubliche Vielfallt dieser wunderschönen Landschaft.
Von Stuttgart kommend, fahren wir ganz einfach die A81 Richtung Singen, dann auf die B33 Richtung Konstanz und nehmen dann die Ausfahrt Radolfzell.
Radolfzell am Bodensee (Zeller See und Gnadensee) ist ein super Ausgangspunkt um die Höri zu erkunden. Es hat jede Menge gute Hotels und Pensionen sowie eine sehr lange und unverbaute Seepromenade. Radolfzell ist zudem Kurort und hat dadurch sehr schöne Parkanlagen direkt am See und dazu noch die Halbinsel Mettnau, ein Naturschutzgebiet mit einem der bedeutendsten Brutgebiete für Wasservögel. Am besten geht Ihr früh morgens oder auch zur Dämmerung durch den Mettnaupark zum Mettnau Turm. Um die Zeit ist man oft fast ganz allein und kann dem Gesang der Wasservögel lauschen. Wichtig: der äußere Zipfel der Mettnau ist zum Schutz der Wasservögel vom 15.April bis 31. August gesperrt.
Einer meiner Lieblingsplätze zum ausspannen nach einem langen Spaziergang ist das Strandcafe Mettnau, weil ich dort bei einem guten Essen und einem Wein die Abendstimmung am See sozusagen hautnah erleben kann.
So, jetzt nehm ich euch mit auf die Höri. Wir starten früh morgens und fahren über Moss und Iznang nach Horn. Horn gehört zur Gemeinde Gaienhofen und bietet sensationelle Ausblicke. Einen spektakulären Blick auf den Untersee und die Insel Reichenau bekommt Ihr von der Kirche St. Johann und dem dazugehörigen Friedhof. Von diesem Blick angetrieben laufen wir dann zum Horner Wasserturm. Über ein paar Stufen gelangt Ihr auf den Turm und es erwartet Euch ein Rundblick von Radolfzell über den Untersee bis hin nach Konstanz (je nach Wetterlage) und die Schweizer Seite vom See. Es ist Zeit für eine kleine Auszeit, natürlich direkt am See, das haben wir uns verdient. Ich sitze am liebsten am Hafen unten im Schlössle. Von hier aus startet übrigens auch die Höri-Fähre nach Gaienhofen und in die Schweiz.
Lust auf etwas Kunst? Unter anderem fanden nach 1933 viele Künstler, darunter Otto Dix, Helmut Macke und Walter Kaesbach auf der Höri eine neue Heimat.
Gut ausgeruht und natürlich erst nach einem guten Espresso fahren wir nach Gaienhofen, ins Hermann Hesse Museum. Es gibt gleich zwei Häuser, ein Haupthaus, das die Kunstsammlung beherbergt und das Hesse-Haus, sozusagen die Wohnstädte des Künstlers. Ich bin jedes Mal wieder begeistert, auch über die Art und Weise, wie hier die Kunstgeschichte präsentiert wird.
Seid Ihr jetzt auch im Kunstrausch? Also los einen Ort weiterer nach Hemmenhofen, hier besuchen wir das Museum Haus Dix. Das Haus ist mit vielen Originalmöbeln ausgestattet und vermittelt euch ein Stück Lebensgeschichte der Familie Dix. Ein absoluter Hammer sind die farbenfrohen Wandmalereien im Keller.
So, ich brauche jetzt erst mal ein wenig Entspannung. Über Wangen fahren wir nach Öhningen. Genauer gesagt ins Öhninger Strandbad. Klein aber fein, wurde es erst vor zwei Jahren modernisiert und hat nun eine nette Gaststädte mit großer Terrasse. Hier findet Ihr wenig Touristen dafür viele echte Hörianer. Im Sommer sind die Zufahrtsstraßen als Einbahnstraßen angelegt, das ist etwas verwirrend aber dafür entspannter zum fahren. Für mich das schönste Strandbad auf der Höri.
Nach einem weiteren Espresso gibt es jetzt etwas Bewegung. Ich nehme euch mit durch die Klingenbach Schlucht. Je nach dem, ob es in Winter stark geregnet hat oder nicht entscheidet darüber, ob die Schlucht gut begehbar ist oder sogar gesperrt.
Wir starten den steilen Weg runter zur Klingenmühle und laufen dann über Brücken und Stege durch eine wildromantische Schlucht. Die Tour dauert ca. 90 Minuten und wir laufen insgesamt circa 5,5 Kilometer.
Nach unserer kleinen Wanderung ist es an der Zeit, euch zum meinem absoluten Lieblingsplatz am See mitzunehmen. Hierzu machen wir von Öhningen aus einen Abstecher nach Stein am Rhein. Das Schweizer Städtchen Stein hat eine super nette Altstadt, einen Migros zum Einkaufen für die Schweizer Schoki und über allem thront die Burg Hohenklingen. Das alleine ist schon einen Ausflug wert.
Ich möchte euch aber auf eine Oase der Ruhe entführen. Hierzu laufen wir von der Stadt über die Rheinbrücke und biegen dann auf den Rhiweg. Nach gut zehn Minuten Fußweg liegt sie vor uns, die Klosterinsel Werd. Über einen langen Brückensteg laufen wir auf das kleine Klostergebäude zu. Hier leben seit 1957 Franziskaner Mönche und aktuell zwei Inselkatzen und ein Hund mit dem Namen Pater Nanno.
Auf Grund der Verbannung des ersten Abts von Kloster St. Gallen Otmar wurde das Kloster Werd gegründet. Durch die nachträgliche Heiligsprechung entstand auf der Insel ein kleiner Konvent.
Die Insel ist in einen öffentlichen und einen privaten Bereich unterteilt. Die kleine Kapelle lädt zum Verweilen in Stille ein. Manchmal kommt die Inselkatze dazu und springt einem auf den Schoß. Zu festen Zeiten um 7, 12 und 18 Uhr sind die Stundengebete (Gebetshoren), hier solltet Ihr dann ganz dabei sein oder vorher rausgehen.
Die Insel ist einfach ein Ort der Kraft und Energie. Der Rhein strahlt hier eine besondere Ruhe aus, auch wenn die Fließgeschwindigkeit doch sehr hoch ist. Sitzt Ihr am Ufer Richtung Öhningen, dann schaut Ihr auf kleine Sandbänke voller Seevögel. Auf der Wiese vor dem Kloster befindet sich ein Chartres-Labyrinth. Ich kann euch nur empfehlen das Labyrinth zu laufen, das macht den Kopf wieder frei. Vor dem Steg der zur Insel ist auch ein kleiner Parkplatz, der ist aber nicht für Busse geeignet.
So, der Tag neigt sich zu Ende und wir laufen wieder zurück nach Stein und fahren den kurzen Weg über Öhningen und den Schienerberg nach Radolfzell.
Auf dem höchsten Punkt der Schienerbergstraße machen wir noch mal einen kleinen Stop und genießen den atemberaubenden Blick über Radolfzell und den See.
Hier oben und auf der ganzen Höri könnt Ihr super wandern, es gibt viele sehr gut beschilderte Routen.
Wir fahren jetzt die steilen Serpentinen runter nach Bankholzen, dann weiter nach Moos und zurück nach Radolfzell.
Ich hoffe, die Höri hat euch etwas in ihren Bann ziehen können? Bis bald am See.
Euer Ralf Wernicke, Profi fürs Marketing
Sehr geehrter Herr Wernicke,
mit Freude habe ich Ihren schönen Text über die Halbinsel Höri und ihre Umgebung gelesen und gratuliere Ihnen dazu! Hier noch eine kleine Ergänzung: Wenn Sie am Schluss über den Schienerberg nach Radolfzell zurückfahren, sollten Sie noch einen Blick in die stimmungsvolle frühromanische Kirche St. Genesius in Schienen werfen, zu der im Frühmittelalter auch noch ein Klösterchen gehörte. Sie stammt aus dem 10. oder 11. Jh. und vermittelt einen ungewöhnlich „reinen“ und authentischen Raumeindruck einer frühromanischen, dreischiffigen Basilika. Solch wunderbare Kirchenräume sieht man sonst fast nur noch in Frankreich – im Burgund oder in der Franche-Comté.
Freundliche Grüsse
Magdalen Bless
Liebe Frau Bless,
ganz herzlichen Dank für Ihr Feedback und den tollen Hinweis auf die Kirche in Schienen. Ich bin dort so oft durchgefahren und trotzdem ist mir das nie aufgefallen. Wir sind im April in Radolfzell und da schau ich doch gleich mal in die St. Genesius Kirche rein.
Herzliche Grüße in die Schweiz
Ralf Wernicke