Feuerzauber bei Rhein in Flammen


Warum ist es am Rhein so schön?

Das frage ich mich nach „gefühlten“ 100 „Rhein-in-Flammen-Veranstaltungen“ schon lange nicht mehr – und allen, die schon einmal bei einem der Feuerwerke dabei waren, ist dies sowieso klar. Das enge, von schroffen Felsrücken eingeschlossene Rheintal zwischen Rüdesheim und Koblenz ist wirklich ein besonders schöner Teil Deutschlands und völlig zu Recht UNESCO-Welterbe. Begründet wurde dies mit der Einzigartigkeit der Kulturlandschaft und dem außergewöhnlichen Reichtum an kulturellen Zeugnissen.

Da der Rhein im Herzen Europas seit Jahrtausenden als Verkehrsweg und natürliche Grenze genutzt wird, stehen hier unzählige Schlösser, Festungen, Burgen und Burgruinen eng beieinander. Ich habe sie alle leider noch nie gezählt, aber ich kann euch bestimmt zu den meisten etwas erzählen – immerhin betreue ich diese Region schon viele Jahre und bin hier oft unterwegs. Von uns in Gießen ist dies ein Tagesausflug. Dabei gibt es neben der  Burg Katz die Burg Maus, Rheinfels, Ehrenfels und Stolzenfels und im weiteren Flussverlauf Drachenburg und Drachenfels, Wolkenburg und Hammerstein – um nur einige mit wunderlichen Namen zu nennen. Viele der Burgen sind heute nur noch Ruinen, doch einige blieben erhalten und werden heute wieder bewohnt oder bewirtschaftet. Dort könnt ihr, z.B. auf der Burg Rheinstein bei Trechtingshausen, gemütlich euren Kaffee auf einer Rheinterrasse genießen oder auf Schloss Rheinfels bei St. Goar zu einem rustikalen Mittagessen in einer urig gemütlichen Schänke einkehren. Von hier hat man einen atemberaubenden Blick über das Tal der Loreley. Wer es gehobener mag, dem empfehle ich die elegante Burg Klopp bei Bingen. Hier speist man in einem wunderschönen Burgsaal mit traumhaftem Ausblick bis in das Rhein-Nahe-Tal.

Viele Mythen und Legenden ranken sich um die Region. So soll z.B. der Binger Mäuseturm seinen Namen von dem hartherzigen Mainzer Erzbischof Hatto II haben, der während einer Hungersnot den Armen die Vorräte aus der Kornkammer verwehrte. Als sie trotzdem weiter bettelten, hat er sie in eine Scheune gesperrt und verbrannt. Die Schreie der Sterbenden soll er höhnisch mit den Worten „Hört ihr, wie die Kornmäuslein pfeifen?“ kommentiert haben. In diesem Moment kamen tausende Mäuse aus allen Ecken herbei, der Erzbischof floh über den Rhein auf die Insel, wo er sich sicher wähnte, aber als er sich im Turm verschanzte, sollen ihn die Mäuse bei lebendigem Leib aufgefressen haben.

Am Felsen der Loreley kann man auf der Hafenmole die Nixe als Statue bewundern. Wer nicht weiß, wo er suchen soll, fährt auch schnell mal an ihr vorbei. Vom Loreley-Besucherzentrum führt ein Treppenweg hinab zum Rhein. Unten angekommen überquert man die B 42 und läuft dann die Hafenmole entlang. Es gibt aber auch unterhalb des Felsens einen Parkplatz, von dem die Figur schnell zu erreichen ist. Auch wenn einige Felsen im Fahrwasser gesprengt wurden, ist die Fahrt durch die Loreley-Passage immer noch gefährlich, vor allem bei ungewöhnlichen Wasserständen, womit sich die Legende um die sagenumwobene und viel besungene Loreley erklärt.

Auch vom „alten Vater Rhein“ handeln unzählige Lieder, meist die euch allen bekannten Weinlieder. Das Weinbaugebiet Mittelrhein zwischen Bingen und Bonn gibt es schon seit der Römerzeit und vom Rheinwein kann sicher so mancher Besucher ein Liedchen singen 😉 Der Rheingau-Riesling auf der hessischen Seite gilt als der Riesling schlechthin. Er ist als junger, leichter, fruchtiger Weißwein in der ganzen Welt bekannt und viele der Weinlagen sind nach den, auf ihnen thronenden, Burgen benannt. Habt ihr schon einmal eine Gruselweinprobe gemacht? Die ist wirklich super und die gibt es z.B. in einem schaurigen Gewölbekeller im Weingut Prasser in Rüdesheim.

 

Mittendrin statt nur dabei!

Am beliebtesten ist der Rhein zu den fünf Rhein in Flammen Terminen – und das erlebt man am besten auf einem Schiff, auch wenn man wissen sollte, dass diese meist bis auf den letzten Platz gefüllt sind. Zeitgleich gibt es am Rheinufer allerlei Weinfeste oder Straußenwirtschaften, wo besonders Einheimische das Feuerwerk und den beleuchteten Schiffskonvoi bestaunen – aber für mich ist es auf einem Schiff immer schöner, denn man ist wirklich mittendrin statt nur dabei.

Die Feuerwerke sind wirklich absolut sehenswert und jede einzelne Veranstaltung ist ein absolut faszinierendes Erlebnis. Die erleuchtete Schiffsflotte, rote Bengalfeuer, die die Uferpromenaden, Burgen und Sehenswürdigkeiten in zauberhaftem Licht erleuchten lassen und die gigantischen Feuerwerksspektakel verzaubern mich noch immer jedes Mal auf’s Neue. Und das alles spiegelt sich dann auch noch im Wasser – absolut fantastisch, romantisch und unvergesslich.

Hier die Termine, die ihr euch unbedingt merken solltet und die jedes Jahr gleich bleiben:

  1. Erster Samstag im Mai Konvoi zwischen Linz und Bonn
  2. Erster Samstag im Juli Konvoi zwischen Niederheimbach und Bingen/Rüdesheim
  3. Zweiter Samstag im August Konvoi zwischen Spay und Koblenz
  4. Zweiter Samstag im September vor Oberwesel
  5. Dritter Samstag im September vor Sankt Goar und Sankt Goarshausen

An den drei Veranstaltungen in Bonn, Bingen/Rüdesheim und Koblenz, wird man schon bei der Fahrt zum Abschlussfeuerwerk einige Rheinkilometer vorher von diversen Feuerwerken begleitet, die links und rechts an den Ufern losgehen, sobald sich der Schiffskonvoi nähert. Leider hat man keinen Einfluss darauf, ob man auf einem der vorderen Boote unterkommt, da die Stelle, bei der sich das jeweilige Boot im Konvoi einzureihen hat, in jedem Jahr neu vergeben wird. Mal ist man also noch hinter einer Kurve, beim nächsten Mal ist man direkt darunter – man versucht es für alle schön zu machen und das ist es am Ende auch. Spätestens beim Abschlussfeuerwerk vor Bonn, Bingen/Rüdesheim oder Koblenz liegen alle Schiffe nah beieinander und es wird aus allen Rohren gefeuert, was das Zeug hält. Das größte Spektakel veranstaltet dabei Koblenz, bei dem am Ende vor lauter Rauch nichts mehr von der Burg Ehrenbreitstein zu erkennen ist. Nach Koblenz macht sich auch der längste Schiffskonvoi mit über 70 Schiffen auf die Reise, links und rechts des Rheins sind die Orte mit Bengalischen Feuern erleuchtet und in diesem Jahr gab’s obendrein auch noch fantastisches Wetter.

Meine Lieblingsveranstaltung ist „Rhein in Flammen St. Goar/St. Goarshausen“. Trotz Regen haben die Pyrotechniker vor einer traumhafter Kulisse eine atemberaubende Show hingelegt, bei der ich Farben, Formen, Figuren und Fontänen bestaunen konnte, die auch ich noch nie gesehen habe – unglaublich und absolut schön. Und alle, die mit dabei waren, haben das mit vielen „aaahs“ und „ooohs“ bestätigt. Hier liegen die Schiffe während des Feuerwerks zwischen St. Goar und St. Goarshausen fest an einem Platz und von allen Burgen drumherum und sogar direkt aus dem Wasser von der Mitte des Rheins wurde abwechselnd gefeuert. Am Ende waren es bestimmt 45 Minuten fantastisches Feuerwerk und durch die Enge des Rheintals knallen die Böller hier besonders laut. Wahnsinn!

Schön sind aber wirklich alle – egal für welchen Termin ihr euch entscheidet – denn jedes Event hat etwas Besonderes. Das Feuerwerk in Oberwesel ist zum Beispiel synchron zu Musik zu bestaunen und auch in Bonn gibt’s Beethoven zum Abschlussfeuerwerk. Hier wird auch an die Brücke von Remagen an ihrem ehemaligen Standort mit einer Laserillumination gedacht. Ich habe das Gefühl, dass sich die Veranstalter in jedem Jahr neu erfinden und selbst übertreffen und bin auch im achten Jahr noch – und immer wieder – begeistert.

Sicherlich habt ihr Verständnis dafür, dass an diesen Wochenenden in jedem Ort Ausnahmezustand herrscht und es drei Minuten vor dem Ablegen keinen Busparkplatz mehr in der Nähe des Ablegers gibt. Die An- und Ablegestellen sind nicht frei wählbar und die Möglichkeiten, den Rhein zu überqueren sind begrenzt. Gut, wer bei Verspätung also schon mal auf der richtigen Uferseite war, damit wir noch eine Lösung finden konnten.

Ich bin immer froh, wenn die letzten Gäste von Bord sind und gesund und munter zu ihrem Bus gefunden haben. Immerhin betreuen wir bei SERVICE-REISEN Gäste auf mehreren Schiffen der unterschiedlichsten Reedereien. Jedes Jahr bin ich mindestens zweimal zur Qualitätssicherung selbst mit an Bord. An einigen Terminen gibt es bis zu 70 Schiffe, die nahezu voll ausgebucht sind. Alle beteiligten Dienstleister vollbringen an diesen Abenden eine logistische Meisterleistung. Dafür möchte ich mich einmal bei unseren netten Kapitänen, den flexiblen Hoteldirektorinnen und -direktoren, den tollen Kollegen bei den Tourismusämtern und natürlich bei den hilfsbereiten Busfahrern unserer Kunden bedanken, ohne die das alles nicht so reibungslos möglich wäre.

Danke auch an alle, die ihre Reiseunterlagen bereits vor der Abfahrt gelesen haben und dadurch genauso viel Spaß hatten wie wir. Wer Rhein in Flammen bisher verpasst hat – nicht ärgern. Ich freu mich schon, euch im nächsten Jahr zu einem dieser tollen Events am Rhein zu treffen. Die Reisen dazu gibt’s bei uns :-).

 

 

Noch ein paar nützliche Hinweise und Tipps zum Ablauf bei Rhein in Flammen:

Bei fast allen Terminen ist der Abfahrtsort nicht identisch zum Ankunftsort. Auch die Abfahrtszeiten sind bei allen Schiffen unterschiedlich und stehen erst kurzfristig (ca. 4 Wochen vor Abreise) fest. In der Regel starten die Schiffe zwischen Spätnachmittag bis in den frühen Abend (je nach Abfahrtsstelle) zum Aufstellungsplatz und reihen sich an ihrem Platz im Konvoi ein. Zum Abschlussfeuerwerk drehen sich dann die Schiffe schon für die Rückfahrt um. Tipp: Es macht also Sinn, sich einen Platz auf dem hinteren Deck zu sichern. Mit dem letzten Knall geht es direkt zurück und je nach Strecke legt das Schiff zwischen 01.00 Uhr und 02.00 Uhr nachts wieder an. Je nach Standort des Hotels müsst ihr als Fahrer auf die Lenkzeiten achten. Wünsche zur Hotellage können wir gerne besprechen.

Die Schiffe selbst sind sehr unterschiedlich: historische Schiffe, kleine Schiffe, große Schiffe, ältere Schiffe und super moderne Schiffe. Pro Schiff sind deshalb ca. 100 – ca. 800 Gäste möglich! Die Zuteilung der einzelnen Gruppen auf die Schiffe richtet sich nach der Gruppengröße, der Lage des Hotels und der Lenkzeiten des Busfahrers. Deshalb können wir vorher kein bestimmtes Schiff garantieren, da es von sehr vielen Faktoren abhängig ist.

Jede Gruppe hat auf den Schiffen reservierte Plätze, die ausgewiesen und durch das Schiffspersonal zugeteilt werden. Das Schiff ist in der Regel bis auf den letzten Platz belegt und dementsprechend kann es etwas eng, aber oft umso gemütlicher werden. Im Preis enthalten ist ein Abendessen als einheitliches Tellergericht. Getränke sind selbst zu bezahlen. Vegetarische Gerichte müssen rechtzeitig vor Anreise angemeldet werden, doch fast alle Schiffe bieten auch zusätzlich kleine Gerichte an. Das Schiffspersonal und die Bedienung sind bemüht, euch schnell und individuell zu bedienen, kleine Wartezeiten können aber entstehen. Die musikalische Unterhaltung an Bord ist so unterschiedlich wie die Schiffe selbst.

Und noch ein Hinweis: Rhein in Flammen Koblenz endet in Koblenz. Wollt ihr aber am Schiffskonvoi teilnehmen, werdet ihr pünktlich am angegebenen Schiffsableger erwartet und solltet nicht in Koblenz am Weinstand stehen.

Steffi Träger | Senior SRG-Productmanager Deutschland