
Im letzten Herbst wollte ich einfach mal raus aus der Stadt, einfach die Natur genießen. Da ich ein sehr heller Hauttyp bin, wollte ich aber nicht weit in den Süden fliegen. Zu meinem Glück fand ich ein idyllisches Kleinod, in dem ich mich sehr wohl fühlte: Friaul-Julisch Venetien. In dieser kleinen, nur etwa 7900qkm nordöstlichen Region Italiens kommt ihr voll auf eure Kosten, wenn ihr gern in der Natur seid. Immerhin gibt es hier nicht nur drei große Nationalparks, sondern auch gleich 13 Naturschutzgebiete und zahllose Biotope. Alles Land was also nicht bebaut ist, scheint geschützt. 😀
Unentdecktes Wanderparadies
Die Region ist wenig bekannt und relativ abgeschieden vom Rest Italiens – aber genau das macht ihren Reiz ja aus. Auf Wanderungen durch die Friaulischen Dolomiten und die Julischen Alpen gibt es hier sooo viel zu entdecken. Von leicht bis schwer, nur eine Stunde oder mehrere Tage, Fernwanderwege, Pilgerwege oder Themenwege, es ist alles da. Es gibt hier auch noch Minderheiten, die furlanisch (das gibt es wirklich!), deutsch oder slowenisch sprechen können. Außerdem ist es nur eine knappe Flugstunde oder etwa 4,5 Stunden mit dem Auto von München entfernt.
Ich brauche es ab und zu einfach in der Natur zu verschwinden. Richtig super sind hier die vielen Wanderwege, wie zum Beispiel der Alpe Adria Trail, der fast 1000km vom Großglockner über Slowenien durch’s Friaul bis ans Meer geht. In meiner Vorbereitung hat es mir sehr geholfen, dass es auf der Touristeninformationsseite Friauls verschiedene „Clubs“ gibt, wie der „Club Walking Experience“. Da listen sie alle Unterkünfte auf, die direkt auf Einzel-Wanderer ausgerichtet sind. So was mag ich.
Das Friaul überrascht immer wieder mit ganz ungewöhnlichen Dingen. Wusstet ihr beispielsweise, dass es hier ein Tal gibt, in dem seit dem siebten Jahrhundert ein slawisches Volk nahezu komplett ungestört in Umwelt, Sprache und Traditionen geblieben ist? Das ist doch unvorstellbar mitten in Europa, findet ihr nicht? Leider habe ich es dieses mal nicht geschafft, mir dieses Résia-Tal anzuschauen, aber beim nächsten Mal bin ich auf jeden Fall da. 😉
Aber zurück zu unserer Reise und dem was wir geschafft haben. Wir sind mit dem Auto über München direkt durch Österreich durch Richtung Udine gefahren. Kurz vor der Stadt Udine, etwa 30km entfernt, liegt das Naturschutzgebiet Cornino. Durch den sehr kalkhaltigen Boden ist hier jeder See einfach unfassbar blau. Wir hatten es uns in einem nahegelegenem kleinen B&B gemütlich gemacht, von dem aus wir prima unsere Tagestouren starten konnten. Die Wanderwege des Parks zu erkunden war unglaublich schön – total ruhig und entspannend. Nur ab und zu traf man unterwegs ein paar Gleichgesinnte, aber ansonsten war man in der herrlichen Natur ganz ungestört und konnte die Idylle genießen.
Da wir den Alpe-Adria Trail wenigstens eine Etappe lang erwandern wollten, ging es am nächsten Tag von Cividale in Richtung Golo Brdo, das ist die 29. von insgesamt 43 Etappen. Wer sich jetzt über den Namen „Golo Brdo“ wundert, das liegt in Slowenien und wir haben auf dem Wanderweg mindestens 50 schlechte Namenswitze gemacht. 😀 Die Landschaft ist der Hammer. Wir haben die 13km nicht ganz in den geschilderten vier Stunden geschafft, aber dafür oft angehalten und die Natur genossen – grandios, hier war ich bestimmt nicht zum letzten Mal! Für den Rückweg hatten wir uns vorab schon eine passende Busstrecke rausgesucht. Kurz hinter der Landesgrenze, von Mernico aus geht ein Bus nach Cividale zurück. Die halbe Stunde Fahrt tat gut – nach der Wanderung 🙂
Als nächstes Ziel hatten wir uns das Naturschutzgebiet Gradina bei Monfalcone ausgesucht. Hier konnten wir glücklicherweise noch Betten in dem im Besucherzentrum integrierten Gästehaus ergattern. Hier im Naturschutzgebiet kann mann auch Kletterführungen und das wollten wir natürlich direkt ausprobieren. So ganz wohl war mir dann doch nicht in der Höhe mit dem kleinen Harnisch. Okay, so weit oben war es dann ja gar nicht, aber manchmal siegt eben die Furcht über die rationale Hälfte im Kopf. Da kam es mir grad recht, dass die Führung nur vier Stunden lang war. Das hatte mir gereicht. 😀
Unter Wasser Welten
Nach soviel Bergen ging es dann ans Meer – dass gehört zum Urlaub einfach dazu. Unser Ziel war Miramare nördlich Triest. Manche kennen von Miramare nur das wunderbare Schloss des Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, ein Bruder des berühmten Kaisers Franz Joseph, aber im hiesigen Meeresschutzgebiet kann man eben auch Tauch- und Schnorchelkurse machen. Ich hatte schon länger davon geträumt, das endlich auszuprobieren, da viele Freunde und Bekannte von ihren Taucherfahrungen immer so begeistert erzählen. Allerdings waren die Preise dann doch etwas höher als erwartet und wir entschieden uns – da wir ja blutige Anfänger sind – erst einmal mit einem Schnorchelkurs zu einzusteigen. ^^ Bei der Anmeldung konnten wir zum Glück bei einer anderen Gruppe dazu, da es eine Mindestteilnehmerzahl von sechs Personen gab. Super – das war kein Problem und wir hatten eine Menge Spaß.
Boah, war ich beeindruckt. Es war, ob ich in eine ganz andere Welt gestolpert wäre. Auf einmal war alles viel ruhiger und ich hatte das Gefühl, die Zeit hier unter Wasser verläuft viel langsamer. So schön! Und wie elegant sich die Tiere unter Wasser bewegen können – als ob sie tanzen würden. Ich spare jetzt definitiv auf einen längeren Tauchkurs!
Nach diesem entspannenden Urlaub mit vielen abenteuerlichen Höhepunkten kehrten wir nur schweren Herzens wieder nach Hause zurück. Aber wir kommen definitiv wieder ins Friaul. Dann fahren wir vielleicht an der Küste entlang bis nach Kroatien? Mal schauen. 🙂
Viele Grüße,
Lisa Meier | freie PR-Agentin