Klöster, Fischer und Paläste


Ich habe mich in Stresa einquartiert, das ebenfalls am Borromäischen Golf liegt. Der Tourismus hat hier eine sehr lange Tradition. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Stresa an den Schiffsverkehr auf dem Lago Maggiore angeschlossen, damit kamen auch die ersten Touristen und es entstanden luxuriöse Grand Hotels im Stil der Belle Epoque. Heute verfügt der Ort über eine große Bandbreite an Unterkünften, von der Frühstückspension bis zum Luxushotel. In einem der Letzteren, dem „Grand Hotel des Iles Borromées“ erholte sich übrigens Hemingway im September von einer Verletzung, die er sich in den Kämpfen des Ersten Weltkrieg zugezogen hatte. Seine Eindrücke verarbeitete er in seinem Roman „In einem fernen Land“ mit eben der eingangs im ersten Blogartikel erwähnten nächtlichen Ruderpartie. Im Grand Hotel des Iles Borromées, das ebenfalls im Roman eine Rolle spielt, gibt es heute übrigens eine Hemingway-Suite; Wer dort übernachten möchte, sollte allerdings über ein bisschen mehr als nur Kleingeld verfügen.


In Stresa selbst kann man auch gut ausgehen, die zahlreichen Restaurants bieten jede Menge Abwechslung. Ich habe mich für die Bar AL Buscion im Herzen von Stresa entschieden. Die ist rustikal eingerichtet und bietet eine große Auswahl an Weinen – viele auch als Glaswein, so dass man nicht gleich eine ganze Flasche bestellen muss – aus der Region sowie aus ganz Italien. Die Liebe zu einem Land geht bei mir ja immer durch den Magen und nachdem ich die Karte mit den Spezialitäten entdeckt habe, fühle ich mich gleich wohl. Die Stimmung im Lokal ist ebenfalls ausgezeichnet, an einem schweren Tisch spielt eine Gruppe Männer Karten, zu den Gästen gehören Einheimische ebenso wie Touristen, eine gute Mischung.


Am nächsten Morgen führt mich mein erster Gang wieder zum Hafen. Ich habe mich noch einmal für einen Ausflug per Schiff entschieden. Es geht an das Ostufer des Sees, zum Kloster Santa Caterina del Sasso. Das Kloster befindet sich auf einem Felsvorsprung über dem See, an den es wie angeklebt wirkt. Man kann es zwar auch von der Landseite aus erreichen, aber die Anreise mit dem Schiff ist doch um einiges schöner, da dann das Kloster langsam näher kommt.
Glaubt man der Legende, bestand an der Stelle des heutigen Klosters zuerst eine Einsiedelei, die von einem ehemals reichen Kaufmann bewohnt war. Gesichert hingegen ist, dass Dominikanermönche im 13. Jahrhundert hier ein Kloster erbaut und bezogen haben. Heute ist das Kloster ein echtes Kleinod. Wenn man im Frühjahr im Säulengang sitzt, lässt es sich in der Sonne hier auch bei niedrigen Temperaturen gut aushalten. Richtig schön sind die Fresken im Klostergebäude und die Kirche, die aus mehreren Kapellen besteht.

Lago_Maggiore_2
Da ich noch immer nicht genug vom Bootsfahren habe, dampfe ich am nächsten Tag noch in Richtung Norden. Die Berge am Seeufer werden hier höher, man merkt, dass man den Alpen immer näher kommt. Am westlichen Seeufer ragt der 2.188 Meter hohe Berg Gridone in den wolkenlosen Himmel, auf dessen Gipfeln jetzt im Frühjahr noch Schnee liegt. Bei einer solchen Bootsfahrt wird einem bewusst, wie vielfältig der Lago Maggiore ist, immerhin ist er in Nord-Süd-Richtung über 64 Kilometer lang, nicht umsonst heißt er ja auch „Langer See“. Der größte Teil davon liegt in Italien, lediglich die nördlichen 20 Prozent gehören mit den Städten Locarno und Ascona zur Schweiz.


Ehe ich die Schweizer Grenze passiere, gehe ich in Cannobio von Bord. Anders als Hemingways Romanheld in seinem Ruderboot muss ich nicht auf Biegen und Brechen die Schweiz erreichen. Cannobio ist am Westufer die letzte italienische Stadt vor der Grenze. Die Uferpromenade mit den schönen Häuserfassaden ist einfach klasse, hier muss man aussteigen, denke ich mir. Denn Cannobio hat eine richtig malerische Altstadt, der Kern des Ortes stammt aus dem 13. Jahrhundert, entnehme ich dem Reiseführer. Vom Seeufer geht es über steinerne Treppen und enge Wege nach oben in ein Gewirr von Straßen, Gassen und Plätzen, biegt man um eine Ecke, bietet sich jedes Mal ein neuer, schöner Anblick. Man kann hier bummeln, shoppen oder aber in einem der vielen Cafés und Restaurants eine Pause einlegen.
Nach den ganzen Bootsfahrten und dem leckeren Essen ist heute dann aber auch einmal ein wenig Bewegung angesagt. Da trifft es sich gut, dass von Cannobio aus ein Wanderweg zum mittelalterlichen Dorf Carmine Superiore führt. Das Dorf wurde um das Jahr 1000 als befestigter Ort angelegt, was man ihm heute immer noch ein bisschen ansieht. Regelrecht Schutz suchend schienen sich die steinernen Häuser um die Kirche San Gottardo zu scharen. Der Blick über den See, den man von hier hat, ist die kleine Wanderung allemal wert und Appetit hat sie auch wieder gemacht.


Zum Schluss noch ein Tipp: Rund um den Lago Maggiore findet regelmäßig ein großer Markt statt. In Verbania macht er beispielsweise am Samstag Station, in Cannobio am Sonntag. Auf dem Markt gibt es unter anderem italienische Spezialitäten, Kleidung und jede Menge Schuhe zu kaufen.

Thomas Burgert | Profi für PR