Abenteuer in Bolivien – Teil 1


Bolivien kann heißen, dass ihr euch in den Höhenlagen bei schneebedeckten Bergen oder im heißen Dschungel mit vielen exotischen Tieren aufhaltet. Das Land im Herzen Südamerikas ist so vielfältig, dass man manchmal das Gefühl hat, sich an zwei komplett unterschiedlichen Enden der Welt aufzuhalten. Neben all der schönen Natur haben es mir vor allem die Geschichten rund um das Volk der Inka besonders angetan.

Obwohl sich das Reich der Inka nicht nur auf Bolivien erstreckt, sondern sich vom heutigen Ecuador bis nach Chile und Argentinien zieht, liegt ein Teil des Titicacasees und somit die sogenannte „Isla del Sol„, die Sonneninsel, in Bolivien. Diese Insel ist die Geburtsstätte der Sonne und hier hat der erste Inka die Erde betreten – so zumindest heißt es in den Legenden. Das Ufer des Titicacasees ist nicht sonderlich touristisch ausgebaut, deshalb lässt es sich sehr schön schlendern und die Natur mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund genießen.

Auch in der Hauptstadt La Paz kommt ihr an der Inkakultur nicht vorbei, denn auch für die heutigen Bewohner Boliviens sind viele Traditionen noch immer sehr wichtig und daher erhalten geblieben. Egal, ob ihr euch tagsüber die Sehenswürdigkeiten der Stadt anschaut oder abends in Restaurants und Bars unterwegs seid, alles dreht sich um „Pachamama“, also um Mutter Erde. Wenn die Einheimischen beispielsweise alkoholische Getränke zu sich nehmen, wird der erste Schluck an „Pachamama“ geopfert – bereitet euch also gut darauf vor, dass in einem Restaurant, einer Bar oder euch bei einer einheimischen Familien zuhause der ein oder andere Schluck hochprozentiges auf den Boden geschüttet wird. 😀

Wie in den gesamten Anden ist in Bolivien das Koka-Blatt allgegenwärtig. Für die Tradition der Inka ist es so wichtig, da es den spirituellen Austausch zwischen der greifbaren Welt, dem höheren Selbst und der Schattenwelt ermöglicht. Koka-Blätter können in Bolivien übrigens legal gekauft und verzehrt werden, denn es handelt sich lediglich um ein Aufputschmittel und nicht um eine Droge. Die Blätter können entweder gekaut oder zu Koka-Kaffee und Koka-Tee verarbeitet werden. Falls ihr euch für das Gewächs interessiert und mehr über Anbau und Geschichte erfahren wollt, kann ich euch nur das Koka-Museum in La Paz empfehlen. Einen kleinen Eintrag zum Museum und viele weitere Geschichten über La Paz findet ihr übrigens hier.

Das Kurioseste in der bolivianischen Hauptstadt ist allerdings der sogenannte Hexenmarkt. Auf einigen Straßenzügen kann alles gekauft werden, was die Inkas für ihre Rituale und für die Besänftigung von Pachamama brauchen, wie zum Beispiel Lama-Föten, die ebenfalls als Opfergabe dienen. Aber auch für andere Probleme hält der Hexenmarkt zahlreiche Lösungen bereit, egal ob ihr ein Pulver für stählerne Muskeln oder einen Trank sucht, um eure ewige Liebe zu erobern. 😉

Nachdem ich ein paar Tage in der Hauptstadt verbracht hatte, ging es auch schon weiter für mich. Der nächste Halt war die sogenannten 69 Kilometer lange Death Road, die gefährlichste Straße der Welt. Sie ist allerdings nicht nur steil, sondern auch einspurig und nur geschottert. Wer gerne etwas Nervenkitzel erlebt – so wie ich – kann sich mit einem Van hochfahren lassen und die 3000 Höhenmeter in einer Gruppe, mit dem Fahrrad hinab sausen. Während ihr durch die verschiedenen Zonen fahrt, erlebt ihr natürlich auch einen ganz schönen Temperaturunterschied; Oben waren wir alle dick eingepackt und unten angekommen hatten wir nur noch T-Shirts und Shorts an. Mit runter sausen war dann bei mir übrigens doch nichts, denn wenn man sich überlegt, wie viele Unfälle auf dieser Straße schon geschehen sind, die früher sogar für Autos und LKWs zweispurig befahrbar war, dann hat man viel Respekt und lässt es ein wenig langsamer angehen. Das T-Shirt, dass ich als Souvenir für meine Überwindung bekommen habe, ist eins meiner schönsten Erinnerungsstücke. 

Das größte Abenteuer meiner Bolivienreise und auch meines bisherigen Lebens ist der Aufstieg auf den Berg Huayna Potosí. Knapp 2000 Höhenmeter habe ich auf meiner drei-Tagestour zurückgelegt. Am ersten Tag waren ich und meine Gruppe nur drei Stunden unterwegs und sind bis auf 4700 Meter aufgestiegen. Wir mussten es ruhig angehen lassen, damit sich der Körper erst einmal an die Höhe und die dünne Luft gewöhnen kann. Außerdem haben wir geübt, wie wir mit den Eispickeln und den Steigeisen an den Füßen umgehen müssen. Einige mussten leider schon am ersten Tag umkehren, da sie anfälliger für die Höhenkrankheit waren als andere und mit Übelkeit und Schwindel zu kämpfen hatten. Am zweiten Tag unseres Aufstiegs mussten wir circa 600 Höhenmeter bewältigen, bevor wir uns im Höhenlager ausruhen konnten. Da die Luft hier schon deutlich dünner wird, sind wir nur im Schneckentempo vorangekommen und haben viel Koka-Tee getrunken, da dieser dem Körper hilft mit der Höhe umzugehen. Schon um 17 Uhr hieß es „schlafen gehen“, aber das war leichter gesagt als getan. Im Schlaf schlagen unsere Herzen langsamer und es wird weniger Sauerstoff durch den Körper transportiert als während wir wach sind. In gut 5300 Metern Höhe ist das allerdings zu wenig Sauerstoff, sodass ich einige Male mit Schnappatmung aufgewacht bin. Da bekommt man es schon ein wenig mit der Angst zu tun.

Pünktlich um Mitternacht sind wir dann zu unserer letzten Etappe aufgebrochen, damit wir den Sonnenaufgang auf dem Gipfel sehen können. Zu zweit waren wir an einen Guide gebunden und sind ganz langsam losgelaufen. Nach den ersten paar Schritten kam es mir allerdings schon sehr schnell vor und als wir gerade einmal die Hälfte des Weges geschafft hatten, dachte ich, wir müssten schon Ewigkeiten unterwegs sein. Nach sieben Stunden Fußmarsch hatten wir die dritte Etappe gemeistert und wurden mit dem Sonnenaufgang und einem unglaublichen Gefühl von Stolz belohnt. Obwohl es deutlich schwieriger war, als ich erwartet hatte, hat mich dieser Moment wieder mit dem Huayna Potosí versöhnt. Nach 20 Minuten auf dem Gipfel mit 6088 Metern Höhe, mussten wir auch schon wieder mit dem Abstieg beginnen, denn schließlich mussten wir bis zum Ende des Tages auch wieder nachhause kommen. Der zehnstündige Weg nach unten war dann fast noch einmal anstrengender als der Aufstieg, da wir nun im Hellen sehen konnten, über welche schmalen Wege und an welchen steilen Abgründen vorbei wir nur ein paar Stunden vorbei gewandert waren. Mein Fazit ist: Super anstrengend, aber mega geil!


Das ist aber noch lange nicht alles, was während meiner sechs Wochen in Bolivien erlebt habe! Im zweiten Teil meines (B)Logbucheintrags berichte ich euch von meinem Aufenthalt im Dschungel, meinem Abenteuer in einer aktiven Silbermine und wie ich auf Wolken gelaufen bin. 😉

Bis nächste Woche,

Sandra Schacherer | Länderprofi für Skandinavien