Schlemmerstadt Lyon: Auf den Spuren von Paul Bocuse


Meine Kollegin Sarah und ich sind Städtetrip- und Frankreich-Fans durch und durch. Sobald die Zeit es erlaubt, machen wir uns auf den Weg, kleine Gassen und große Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Dieses Mal sind wir nach Lyon gereist. Am Frankfurter Hauptbahnhof sind wir gestartet und waren bereits sechseinhalb Stunden später am Ziel. Ich finde es besonders angenehm mit dem Zug zu reisen, denn ganz unter dem Motto „der Weg ist das Ziel“ kann man die Landschaft so schon während der Fahrt genießen. Außerdem spart ihr euch den Weg vom Flughafen in die Stadt und seid direkt im Getümmel. Zur Anreise noch ein kleiner Hinweis: die Altstadt von Lyon ist ein Labyrinth aus Einbahnstraßen, daher empfehle ich einen Parkplatz an der Unterkunft. So kann man die Stadt ganz ausgelassen zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entdecken.

Übernachtet haben wir in einer ehemaligen Klosteranlage, die zum Hotel „Domaine Lyon Saint Joseph“ umgebaut wurde. Diese liegt etwas außerhalb auf einer Anhöhe inmitten eines riesigen Parks. Die lange Auffahrt war bei unserer Ankunft am Abend wunderschön beleuchtet und hat das alte Gemäuer noch einladender wirken lassen. Die Zimmer sind relativ einfach ausgestattet, was den Charakter der früheren Pilgerunterkunft unterstreicht. Das Highlight im Hotel war für uns übrigens die Lage der Bar, denn diese befindet sich in einem Raum mit riesigen Glasfenstern, von denen man einen traumhaften Blick auf die hügelige Vorstadt Lyons hat.

Die drittgrößte Stadt Frankreichs ist auch als Schlemmerhauptstadt bekannt und das hat einen guten Grund, denn der weltweit angesehene Sternekoch Paul Bocuse, der leider zu Beginn diesen Jahres verstorben ist, hat hier seine Ausbildung zum Koch absolviert und prägte die kulinarische Seite Lyons enorm. Am Samstag Vormittag haben wir uns unter das quirlige Treiben gemischt und die Markthallen „Les Halles de Lyon Paul Bocuse“ am 102 Cours Ladayette erkundet. Wenn ihr euch dort aufhaltet und von der Masse treiben lasst, könnt ihr euch wie echte Französinnen und Franzosen fühlen. Alles was wir nicht kannten, mussten wir probieren – von außergewöhnlichen Sorten Fisch über Wurst bis zu besonderem Käse und Gebäck. Viele der circa 40 bis 50 Stände haben auch ihre eigenen Marktschreier, um ihre Blumen oder ihren Wein noch besser an den Mann oder an die Frau zu bringen. 😉 Typisch französisch ist es, um die Mittagszeit kurz zu verweilen und einfach ein Glas Rotwein zu trinken. Wir empfehlen einen leichten Beaujolais.

Nachdem wir uns satt gegessen hatten, sind wir durch die kleinen Gassen der Altstadt gebummelt. In den tollen alten Gebäuden gibt es zahlreiche kleine Geschäfte und Boutiquen, in denen ihr außergewöhnliche Einzelstücke kaufen könnt, die zuhause sicher niemand zweites trägt. Außerdem solltet ihr euch die Zeit nehmen, einige der Sehenswürdigkeiten in Lyon zu besuchen. Neben dem „Place Bellecour“ mit dem berühmten Reiterstandbild von Ludwig XIV. und dem wunderschönen Stadtpark „Parc de la Tête d’Or“ mit dem zoologischen Garten Lyons, ist die „Notre-Dame de Fourvière“ wohl am imposantesten. Die römisch-katholische Wallfahrtskirche wurde 1896 geweiht und gehört mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mir gefallen besonders die vielen Mosaiken und Malereien im inneren der Basilika sehr gut. Einfach märchenhaft sehen die Kirche und all die anderen Sehenswürdigkeiten übrigens während des Lichterfests im Dezember aus, bei dem alle historischen und bedeutenden Gebäude der Stadt angestrahlt werden. Während diesem eindrucksvollen Wochenende ist nicht nur ganz Lyon auf den Beinen, sondern es pilgern Menschen aus allen Herrenländern in die Stadt, um bei der „Fête des Lumieres“ dabei zu sein. Falls ihr euch dieses Spektakel im kommenden Dezember nicht entgehen lassen wollt, haben wir hier die passende Reise für euch.

Bevor wir uns auf den Weg in Richtung Abendessen gemacht haben, für das wir einen Tisch in einer der berühmten Brasserien von Paul Bocuse reserviert hatten, haben wir es erneut den Franzosen gleich getan und sind für einen Aperitif in einer der vielen Weinbars eingekehrt. Diese Weinbars werden in Lyon übrigens „Bouchons“ genannt und finden sich in einigen Vierteln Tür an Tür. Meine Empfehlung für euch ist das „Bouchon Lyonnais Chez Louise“, hier gibt es auch die typische Spezialität „Andouilette“ zu kosten. Dabei handelt es sich um eine Art Bratwurst, die aus verschiedenen Sorten Fleisch hergestellt wird und dadurch einen ganz eigenen, schwer zu beschreibenden Geschmack erlangt. Am besten probiert ihr einfach selbst. 😉

Als wir dann im „Le Nord“, einer der vier Brasserien von Bocuse in der Stadt, ankamen, waren wir fast gar nicht hungrig, denn schließlich hatten wir den ganzen Tag über schon leckere Kleinigkeiten gegessen und probiert. Trotzdem ist kein Bissen übrig geblieben, weil unser Menü so köstlich schmeckte. Unser Favorit war der Zwischengang unseres 4-Gänge-Menüs, denn ganz ungewöhnlich für einen solchen gab es hausgemachte Waffeln mit Sahne und Himbeeren. Die Waffeln waren zum einen so besonders, weil Sie mit einem gusseisernen Waffeleisen hausgemacht wurden, wie uns der Kellner erklärte, zum anderen aber auch, weil wir mit so einem Gericht vor dem Dessert gar nicht gerechnet hatten. Falls ihr nun auch Lust habt, zu speisen wie Gott in Frankreich, müsst ihr allerdings rechtzeitig reservieren. Euren Tisch solltet ihr euch circa zwei bis drei Monate im Voraus sichern.

In diesem Sinne: Bon appétit! Bis bald aus der nächsten Stadt 🙂

Daniela Mank I Länderprofi für Frankreich