100 Jahre Ende Erster Weltkrieg


2018 jährt sich das Ende des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Zu diesem Anlass haben wir uns im Rahmen unserer Inforeise mit Atout France und unseren Kunden auf den Weg nach Frankreich gemacht, um uns vor Ort einige der unzähligen Schauplätze, Denkmäler und Museen anzusehen und um einen Eindruck zu bekommen, wie die Soldaten an der Front gekämpft und gelebt haben. Wir waren zu Beginn besonders gespannt, weil in Vorbereitung auf den 100. Jahrestag des Kriegsendes am 11. November 2018, viele neue Museen und Denkmäler entstanden sind und alte renoviert wurden. Deshalb war unsere Inforeise sowohl für Neueinsteiger in der Thematik spannend, als auch für diejenigen, die bereits in der Gegend waren, um Kriegsschauplätze zu besichtigen.

Gleich zu Beginn haben wir die hart umkämpfte Frontlinie am Chemin des Dames besucht. Noch heute zeigt eine blaue Linie, die über Kilometer hinweg auf dem Boden durchgezogen ist, die Front von damals. Die Länge dieser Linie lässt euch das Ausmaß annähernd abschätzen, aber es ist einfach unfassbar sich lebhaft vorzustellen, wie die Realität gewesen sein muss. Einer der bekanntesten Orte in der Gegend ist der „Caverne du Dragon“, zu Deutsch „Drachenhöhle“. Dabei handelt es sich um einen alten Steinbruch, der ausgebaut wurde, um während des Krieges unterirdisch dort leben zu können. Je nachdem wie groß ihr seid, kann es hier schon ein bisschen beklemmend wirken. Einige Teile sind zwar gut ausgebaut und der Gemeinschaftsraum hat zum Beispiel eine Deckenhöhe von 2,20 m, an anderen Ecken müsst ihr euch allerdings etwas bücken, wenn ihr eine Körpergröße von 1,80 überschreitet.

Am zweiten Tag unserer Reise haben wir uns rund um Verdun aufgehalten. Besonders begeistert hat alle die Citadelle Souterraine, denn bei der Besichtigung ging es mit einer kleinen Bahn auf eine Fahrt unter die Erde. Durch die Luftangriffe spielte sich viel des täglichen Soldatenlebens unterirdisch ab. An sich war die Zitadelle ähnlich aufgebaut wie die Drachenhöhle, jedoch in einem ganz anderen Maßstab. Die Besprechungsräume der Truppen waren viel größer und die unterirdische Bäckerei hat bis zu 10.000 Brote pro Tag produziert. Neben den Bahnen war auch der Rest der Präsentation sehr modern und mit viel technischen Finessen wie Videos oder sich bewegenden Figuren untermauert, was die „Citadelle Souterraine“ klar von der Drachenhöhle unterscheidet. Durch die vielfältige Art der Präsentationen bekamen wir einen sehr guten Eindruck, wie das Leben damals in diesem unterirdischen Lager war. Die Stimmung in diesem Museum ging uns definitiv sehr nah.

Ein sehr besonderer Ort ist auch das zerstörte Dorf von Fleury-devant-Douaumont. Vor 100 Jahren fand sich hier eine Kraterlandschaft aus Trümmern. Heute ist an dieser Stelle ein Wald entstanden, in dem überall Schilder zu finden sind. Diese zeigen, welche Gebäude an welcher Stelle standen, und wo sich zum Beispiel die Bäckerei und wo der Tante-Emma-Laden befanden. Viele Dörfer, die im Ersten Weltkrieg zerstört wurden, sind noch auf der Landkarte zu finden, obwohl es sie heute gar nicht mehr gibt. Natürlich mussten die Menschen ihren Alltag fortsetzen und so wurden an anderen Stellen, einige hundert Meter von den ursprünglichen Orten entfernt, Dörfer wieder aufgebaut – allerdings mit anderem Namen. Sehr interessant war für uns zu erfahren, dass Initiativen, die den Gedanken an die zerstörten Dörfer beibehalten wollen, nicht nur aus staatlicher Hand finanziert werden, sondern auch viele private Unterstützer haben.

Auch in der Festung Fort-Douaumont kann man sehen, wie die Menschen während des Krieges unterirdisch gelebt haben. Nicht selten wechselte die Festung im Laufe des Krieges „den Besitzer“, so umkämpft war diese Region. Anschließend ging es weiter zum Gebeinhaus von Douaumont. Unzählige Knochen, die man nicht mehr zuordnen konnte, wurden hier, sortiert nach den Schlachtfeldabschnitten, auf denen sie gefunden wurden, beigesetzt. Das war natürlich ein sehr bewegender Moment, genauso wie die im Inneren des Ossariums angebrachten Tafeln mit den Namen Gefallener, deren Überreste man identifizieren konnte.

Bis zu diesem Zeitpunkt der Reise hatten wir sehr viel über die französische Sichtweise auf den Ersten Weltkrieg erfahren. Im Memorials von Verdun, einem erst in diesem Jahr nach umfangreicher Renovierung wiedereröffneten Museum, gab es dann aber auch Einblicke in das Leben von deutschen Soldaten. Neben Militärtechnik, Waffen und Ausrüstungen sind hier auch unzählige Schriftstücke ausgestellt. Besonders für Laien der Thematik ist es interessant, Hintergrundinformationen zu den Ausstellungsstücken nachlesen zu können. Was aber allen gut gefallen hat, waren die vielen Audiostationen, an denen man sich über Kopfhörer Briefe, die Soldaten etwa an ihre Familien geschrieben hatten, vorlesen lassen konnte. Hier rückte besonders das Menschliche, neben all der Technik und den Ausrüstungen, wieder in den Vordergrund.

Höhepunkt unserer Inforeise war allerdings unangefochten der Besuch des deutsch-französischen Historials zum Ersten Weltkrieg am Hartmannswillerkopf. Die 957 Meter hohe Bergkuppe war besonders umkämpft, weil sie als Aussichtspunkt einen einmaligen Blick sowohl auf die elsässische als auch auf die Oberrhein-Ebene bot. Das Denkmal, das erst dieses Jahr auf der Bergkuppe entstand, durften wir übrigens schon vor der offiziellen Eröffnung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatspräsident Emmanuel Macron besichtigen.

Sicherlich ist eine Reise anlässlich des 100. Jahrestags des Ende des Ersten Weltkrieges sehr bewegend, aber gerade weil dieser Geschichtsabschnitt nicht in Vergessenheit geraten darf, solltet ihr euch darauf einlassen, die Geschichte noch einmal ganz anders zu erleben. Die von uns besuchten Schauplätze, Denkmäler und Museen sind sehr gut auch für größere Gruppen geeignet. Weitere allgemeine Infos findet ihr übrigens auch bei unserem Partner AtoutFrance auf der Website.

Bis bald,

Ann-Christin Vogel I Länderprofi für Frankreich und Michael Jager I Abteilungsleitung Frankreich