Friesisch Holland im Herbst


Wenn eine, die lieber Urlaub im sonnigen Süden macht, begeistert aus Flevoland zurückkommt, dann muss man schon aufhorchen. Als ich mit einer Gruppe in diese eher unbekannte Ecke der Niederlande gefahren bin, hätte ich mir kaum träumen lassen, dass mich diese Landschaft so begeistert. Für gewöhnlich verbringe ich meine Urlaube lieber im Warmen – Oktober in friesisch Holland wäre mir da nicht als erstes in den Kopf gekommen. 😉 Die offene und vor allem unkomplizierte Art der Holländer zog mich jedoch schleunigst in ihren Bann. Es war mein erstes Mal an der Nordsee, aber bestimmt nicht mein letztes Mal. Die Organisation der Reise hat prima geklappt und so kann ich euch von einer super Rundreise erzählen, die in Urk begann. Zuerst lernte ich, dass man dieses kleine Fischerstädtchen „Eörk“ ausspricht und danach, dass sie hier hervorragende „friesische Tapas“ haben. Von frischem Matjes auf Schwarzbrot und mit lokalem Bier gestärkt, gingen wir am Wasser spazieren und genossen einfach den idyllischen Ausblick auf den kleinen Hafen von Urk. Hier drehen sich die Uhren noch etwas langsamer und es war ein wunderbarer Startpunkt für unsere Reise nach unserer langen Anfahrt.

Eine ganz andere Atmosphäre herrschte dagegen in den hängenden Gärten, der Ochideeen Hoeve, auf dem wir danach waren. Ein so großes Areal voller Blumen aller Arten habe ich noch nie gesehen – sogar bereits ausgestorbene Arten wurden hier wieder nachgezüchtet! In jeder Ecke gab es was zu erkunden und neben den zahlreichen Blumen gab es auch Papageien und bunte Schmetterlinge. In dieser traumhaften Umgebung haben wir dann erstmal etwas gegessen, bevor wir im Hotel ins Bett gefallen sind. Nach so einem langen Tag war ich auch sehr dankbar, dass dieses Bett so kuschelig war und ich eine gute Mütze Schlaf bekam.

Durch die offene Art der Holländer bin ich gleich richtig in Urlaubsstimmung gekommen. Sie sind so herzlich und manchmal ein bisschen sehr pragmatisch – nur hier ist es denkbar, eine einfache Kuhweide in ein Freilufttheater mit Orchestergraben zu verwandeln. In der Nähe von Leewarden, im kleinen Örtchen Spanga, gibt es nämlich kommenden Sommer eine Oper im Freien! Das ließen wir uns nicht entgehen, wo gibt es so etwas schon? Wir wurden fröhlich in Spanga begrüßt und ersteinmal zum Essen eingeladen. An einer langen Tafel, die wunderschön für uns gedeckt war, ließen wir uns eine orientalische Reispfanne schmecken. Danach habe ich mir die „Bühne“ näher angeschaut und dabei entdeckt, dass sie den Orchestergraben einfach aus dem Boden ausgehoben haben, damit die Musiker „unterhalb“ der Bühne sitzen können. Einfach genial!

Wir waren auch bei einer Dampflokfahrt dabei. Entlang der alten Bahnschienen mit dem urigen aber gut erhaltenen Zug, ließen wir es uns gut gehen, mit Kaffe und Kuchen – und einem Gläschen Sekt. 😉 Aber damit war den historischen Fortbewegungsmitteln noch nicht genüge getan, jetzt ging es ab auf das alte Fährschiff! Das Wetter spielte mit und auch diese Fahrt war einfach schön. Ich mag das Meer sehr gern und die Nordsee zeigte sich einfach von ihrer besten Seite. Am Ende unserer Fahrt waren wir nahe dem Freilichtmuseum Zuiderzee und wollten uns auf sechs Hektar anschauen, wie sich die Region entwickelt hat, aber auch was noch geplant ist. Bevor es den Abschlussdeich gab, war dortnur den Zuiderzee und kein Ijsselmeer. In dem heutigen Ijsselmeer gibt es sehr leckere Fische, wie wir während der Führung selbst probieren konnten. Die frisch geräucherten Lachse und Makrelen waren einfach nur köstlich.

Dann kam jedoch mein absolutes Highlight: das Woudagemaal (wenn ihr hier auf die Website geht, lasst euch von den Spracheinstellungen nicht irritieren, die scheinen nicht richtig verknüpft zu sein. Deutsch ist die niederländische Flagge). Mit einer Konstruktion des 19. Jahrhunderts haben es Ingenieure geschafft, den Wasserstand im Land so niedrig zu halten, dass nichts von Holland überflutet wird. Das ist total spannend, vor allem auch, weil die Technik schon so früh entwickelt wurde! Ich konnte mich gar nicht satt sehen. Es ist die weltweit größte Dampfpumpstation, sie ist zudem sehr gut erhalten und die Größe der Maschinen allein ist schon beeindruckend. Ich kann euch nur wärmstens empfehlen, dort einen Stopp einzulegen, der Eintritt von € 6,25 (Stand 2017) ist das UNSECO-Welterbe auf jeden Fall wert. Wir hatten auch eine Führung, bei der wir ganz genau und gut verständlich erklärt bekamen, wie Deiche angelegt wurden, damit sie das Wasser abhalten und „Holland nicht untergeht“. 😀

 

Als krönenden Abschied waren wir noch in Leuwaarden, der Kulturhauptstadt 2018 und Geburtsstadt von Mata Hari. Durch ihre Ehe mit einem Soldaten, der nach Indien versetzt wurde, lernte sie das exotische Indien kennen, was sie später, nach ihrer gescheiterten Ehe, nutze, um in Paris als Kurtisane und Tänzerin aufzusteigen. Ihre Showeinlagen waren so berühmt, dass sie europaweit verehrt wurde – dadurch jedoch auch mit vielerlei Männern diverser Nationen Kontakt hatte. Das wurde ihr schließlich zum Verhängnis, als sie die Franzosen im ersten Weltkrieg als Spionin beschuldigten und vor Paris hinrichteten. Der berühmten Tochter Leeuwardens ist heute eine Ausstellung im Fries-Museum gewidmet, in der auch noch persönliche Gegenstände ausgestellt werden.

Die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Ich war sehr überrascht, wie gut es mir, dem Süd-Europa-Fan, dort im Norden gefallen hat, das lag bestimmt viel an dem gastfreundlichen Gemüt der Holländer. Ich kann es euch nur empfehlen!

Eure Peggy Burmann | Kundenbetreuerin