Der etwas andere Erlebnispark


Wer kennt ihn nicht, den Ausflug in den Freizeitpark? Egal ob man früher mit der Schulklasse unterwegs war oder sich heute einen tollen Tag mit Freunden oder Familie machen möchte, man ist den ganzen Tag auf den Beinen, es gibt viel zu erleben und zu sehen und abends fällt man kaputt ins Bett. Wer jetzt allerdings direkt an den Europa Park oder ein Meer von Achterbahnen denkt, der war wahrscheinlich noch nie in der Autostadt in Wolfsburg – ein Erlebnispark der etwas anderen Art. Obwohl viele die Autostadt durch das Auslieferungszentrum für Neuwagen kennen, ist das meiner Meinung nach gar nicht der hauptsächliche Sinn, der hinter dieser großen Erlebniswelt steckt. Für mich bietet die Autostadt einen Ort, an dem man auf unzählbare verschiedene Arten seine Freizeit verbringen kann. Egal ob man etwas kulturell-künstlerisches erleben möchte, einen Kochkurs besuchen will oder doch lieber das Abenteuer auf einem der Auto-Geländeparcours sucht – für Jeden ist etwas dabei.

Ich bin jedes Jahr mindestens einmal in der Autostadt, die übrigens im Zuge der EXPO 2000 in Hannover geplant und gebaut wurde, denn für mich ist sie wegen der vielfältigen Angebote und Erlebnismöglichkeiten eine tolle Stätte der Begegnung und der Kommunikation. Natürlich dreht sich erst einmal viel um das Automobil, das ist ja ganz klar. Zum Beispiel gibt es für jede Automarke, die dem VW Konzern zugeordnet wird, einen sogenannten „Markenpavillion“ auf dem Gelände. Besonders bei uns in Deutschland, dem Autoland schlechthin, haben natürlich viele Menschen nicht nur eine praktische Beziehung zu ihrem Fahrzeug sondern auch eine emotionale. Auch ihr kennt das sicher, es gibt bestimmt eine Automarke von der ihr sagt „Also die würde ich gerne mal fahren!“. Genau an diese Emotionen setzen diese Pavillions an. Sie ermöglichen es einem, die Philosophie der jeweiligen Marke mit so vielen Sinnen wie möglich zu entdecken und auch zu verstehen. Bei Seat z.B. ist es sehr bunt, Musik von Markenbotschafterin Shakira wurde bereits gespielt und man kann die spanische Herkunft der Marke förmlich spüren. Bei Porsche dagegen geht es ein wenig schlichter zu, hier findet man beispielsweise auch mehr Informationen zur Geschichte der Marke. Ich schaue mir die Pavillions bei den meisten meiner Besuche nicht mehr an, denn obwohl sich immer mal etwas verändert, ist für mich persönlich der Rest des Parks viel zu spannend. Bei einem ersten Besuch in der Autostadt würde ich aber auf jeden Fall allen raten, sich diese besondere Art der Markenpräsentation einmal näher anzusehen – schon alleine, um besser zu verstehen, wie ein Image mit Emotionen gekoppelt werden kann, um uns von einem Produkt zu überzeugen.

Neben den einzelnen Repräsentationen der Automarken ist auch das „ZeitHaus“ permanenter Teil der Autostadt. Wie der Name schon andeutet, könnt ihr hier verschiedene Zeiten der Automobilgeschichte erleben. Beim Vorbeischlendern, entlang an „Old- und Youngtimern“, könnt ihr sehen, wie sich das Auto langsam aber sicher verändert hat. Besonders witzig finde ich es, wenn man zwischen zwei Fahrzeugen auf den ersten Blick gar keinen Unterschied erkennen kann und erst auf den zweiten Blick sieht „ach, da ist ja die Form der Scheinwerfer anders“. 😀 Meine beiden Lieblinge im „ZeitHaus“ sind übrigens der alte Audi 224 Roadster und die Kutschen, die solltet ihr euch auf jeden Fall genauer anschauen, denn sowas seht ihr definitiv nicht alle Tage! 🙂

Eine weitere große Auswahl an Ausstellungen findet ihr im „KonzerForum“, auch hier deutet der Name es schon an, der Konzern stellt sich vor. Auf alle Exponate einzugehen, würde an dieser Stelle natürlich viel zu weit gehen, deswegen möchte ich nur auf die Ausstellung eingehen, die mir persönlich sehr am Herzen liegt und zwar nennt sie sich „LevelGreen“. Hier geht es ausschließlich um das Thema Nachhaltigkeit und wie es zum Beispiel im Bereich der Automobilindustrie aufgegriffen wird, aber auch wie man sich persönlich im Alltag nachhaltiger verhalten kann. Mit vielen Infobildschirmen und durch die großartige Architektur der grünen Wabenstruktur wird außerdem in einem eigenen Abschnitt auf den Klimawandel aufmerksam gemacht. An diesem Beispiel kann man auch schön sehen, was ich zu Anfang mit „Stätte der Begegnung und Kommunikation“ meinte; selbstverständlich wird hier VW als Marke und Konzern repräsentiert, es soll jedoch auch zum Nachdenken und zu Diskussionen angeregt werden, besonders in der heutigen Zeit. 😉 Nicht nur aufgrund des Lerneffekts von „LevelGreen“ würde ich die Autostadt auch immer wieder für Kinder empfehlen. Ein Anspruch, den ich als „Erlebnislernen“ bezeichnen würde, zieht sich durch den ganzen Park. Besonders für Kinder und auch Schulklassen gibt es gesonderte Führungen, Kurse und auch längerfristige Projekte, an denen mitgewirkt werden kann. Beeindruckt hat mich, dass die Autostadt sogar auf der Didacta, einer der größten Fachmessen für Lehrkräfte vertreten ist.

Bei allem guten Willen zum Lernen darf aber in einem Freizeitpark auch die Show nicht zu kurz kommen. Stets gibt es ein bestimmtes Highlight im Park; im Frühjahr finden jedes Jahr die Movimentos Wochen statt – zuletzt erst unter dem Motto Freiheit. Neben Tanz-, Theater- und Musikaufführungen gibt es auch Workshops, bei denen man selbst etwas neues dazulernen oder seine Fähigkeiten verbessern kann. Viele der Aufführungen, vor allem im Bereich des Balletts, sind übrigens sehr nah am Puls der Zeit und üben Kritik an unserer Gesellschaft – das finde ich großartig. Ich werde dann komplett vom Tanz der Künstler gefesselt und kann meinen Alltag völlig vergessen. Weitere Schauspiele in der Autostadt sind allerdings die Winter- und die Sommerinszenierungen, die es nicht zu verpassen gilt.

Der Begriff der Inszenierung ist hier sehr bewusst gewählt, denn es handelt sich wirklich um ein großartiges Spektakel. Bei der Winterinszenierung, die circa vier Wochen gezeigt wird, wird die komplette Lagune in der Autostadt (wenn nötig) künstlich zugefroren – ich weiß nicht wie es gemacht wird, aber es scheint ein Wunderwerk der Technik zu sein, denn auch bei Plusgraden glitzert Eis auf der Lagune! Wöchentlich wechselnde Eiskunstlauf-Teams bringen mehrmals am Tag eine gigantische Show aufs Eis. Wenn diese Shows gerade nicht stattfinden, kann man als Besuchen auch selbst die Eisbahn erobern. In den vergangenen Jahren gab es beispielsweise Themen wie „Märchen“ oder „Alpen“, aber einen gigantischen Weihnachtsbaum gibt es immer. Natürlich muss auch für das leibliche Wohl gesorgt werden, deshalb gibt es passend zum Thema immer unzählige Buden mit allen Leckereien, die das Herz begehren.

Diese Buden gibt es natürlich auch bei den verschiedenen Sommerinszenierungen. Highlight des Tages waren immer die Wasserspiele mit gigantischen Fontänen im Einklang mit Musik, Feuershow und Laserspektakel. Wenn man trocken bleiben wollte, dann musste man die ersten fünf Reihen allerdings meiden. 😀 Seit kurzem dreht sich bei der Sommerinszenierung jedoch alles um das Thema Zirkus. Eine große Open-Air-Manege wird aufgebaut, bei der die internationalen Künstler und Artisten ihre Vorstellung unter dem Zeltdach darbieten, während wir Zuschauer unter freiem Himmel sitzen. Auch wenn man schon einige Male da war, ist es immer wieder total beeindruckend, wie viele neue Choreografien die Künstler zu bieten haben und wie viele verschiedene Elemente so eine „Zirkusvorstellung“ beinhalten kann. Besonders toll ist außerdem, dass man während der Show beobachten kann, wie die Sonne hinter den vier Türmen des Werks untergeht. Dieses Jahr findet die Sommerinszenierung übrigens noch bis 20. August statt, also nichts wie hin – vielleicht sieht man sich!

Bis bald,

Carmen Toups | Länderprofi für Osteuropa

P.S.: Was ihr auch nicht vergessen dürft, ist durch den Duft-Tunnel im Park zu gehen! Das ist ein riesige, sich drehende Röhre, an der rundherum kleine Töpfe mit Lavendel hängen. Über den – sich nicht bewegenden 😉 – Steg, der durch die Röhre hindurch geht, kann man in einem Meer von Lavendel flanieren. Ihr seht also, es gibt noch sehr viel mehr zu entdecken, als ich euch heute berichten konnte.