Märchen, „Hygge“ und Smörrebröd auf Fünen


Die Insel Fünen kennen viele nur als Zwischenstopp auf dem Weg in die dänische Hauptstadt. Ich bin jedoch der Meinung, dass Fünen selbst als Reiseziel sehr lohnend ist, schon allein weil man dort so viele verschiedene Möglichkeiten hat, etwas zu erleben: Städte, Natur, Kultur, Schlösser und Strände – für jeden ist etwas dabei. Gerade weil es so viel zu erleben gibt, hatten wir bei unserer Inforeise Anfang Mai auch ein volles Programm; von Schlössern und Märchen bis hin zum Weingut war alles dabei. 🙂

Einer der weltweit bekanntesten Dänen ist der Schriftsteller Hans Christian Andersen. Seine Geschichten über die Prinzessin auf der Erbse, des Kaisers neue Kleider, die kleine Meerjungfrau oder nicht zuletzt die Schneekönigin sind bis heute sehr beliebt, sowohl bei Kindern, wie auch bei Erwachsenen. In Odense, der größten Stadt auf Fünen, ist er geboren und aufgewachsen. Deshalb kann man hier im wahrsten Sinne des Wortes auf Andersens Spuren wandeln und die 3,1 km lange Route erkunden, die an den verschiedensten Plätzen, die für sein Schaffen wichtig waren, entlangführt. Unter anderem gelangt man auf der Route an seinem Kinderhaus vorbei, das nun Teil eines großen Museumskomplexes ist, der momentan nochmals erweitert wird und 2018 fertig sein soll. Schon jetzt gibt es unzählige handgeschriebene Manuskripte und Zeichnungen von Andersen zu sehen. Ergänzt wird alles durch Kunstwerke, die auf seinen Märchen basieren, und großen Tafeln, die in über 100 Sprachen über sein Leben erzählen.

Ebenfalls wie im Märchen fühlt man sich bei einer Besichtigung der vielen Schlösser, die auf Fünen zu finden sind, wir haben uns gleich drei davon angesehen. Das erste, Schloss Nyborg, ist dabei eigentlich gar kein Schloss, sondern eine Königsburg aus dem Mittelalter. Hier gibt es besonders viel Geschichte zu erleben, denn Nyborg diente einst als Tagungsstätte für das dänische Parlament und so wurde dort 1282 das erste dänische Grundgesetz unterzeichnet. Schloss Valdemar dagegen (im übrigen ein echtes Schloss 😉 ) wird zugleich als Wohnsitz und Museum genutzt. Besonders spannend finde ich, dass die Besitzer, die dort nun schon in zwölfter Generation leben, ihre privaten Räume ebenfalls herzeigen und man somit einen außergewöhnlichen Einblick in das Leben auf einem Schloss erhält. Wer noch mehr erleben möchte, der kann sich das Jagd- und Trophäenmuseum sowie das Segelsportmuseum anschauen, die sich beide ebenfalls auf dem Schlossgelände befinden.

Mein persönliches Highlight war allerdings Schloss Egeskov. Nicht umsonst ist es die größte Attraktion auf Fünen, denn schon der Anblick des großen Wasserschlosses ist etwas ganz Besonderes. Neben vielen historischen Kunstwerken und Möbeln, gibt es auch für Kinder etwas zu erleben; zum Beispiel auf dem historischen Spielplatz oder im Irrgarten. Dieser ist übrigens nur ein kleiner Teil der riesigen, mehrfach international ausgezeichneten Gartenanlage. Allein im Garten könnte man schon den ganzen Tag verbringen, so viele unterschiedliche und bunte Pflanzen gibt es hier zu bestaunen. Doch das war noch längst nicht alles: Sehr beliebt ist auch das Oldtimermuseum auf dem Schlossgelände, für das Besucher von weit her anreisen. Hier werden nicht nur Autos ausgestellt, sondern auch Motorräder und Fahrräder. Viele der Prachtstücke gehören dem Grafen selbst, andere sind nur temporär als Leihgaben „zu Gast“.

Mir gefällt Dänemark generell sehr gut, weil die Menschen dort so gelassen sind. Auch auf Fünen wird alles ein bisschen gemütlicher angegangen, Hektik kennt man dort kaum. Neben der Familie wird ein Lebensgefühl, das sich „Hygge“ nennt, in Dänemark ganz groß geschrieben. „Hygge“ zu erklären ist gar nicht so einfach; übersetzt heißt das Wort zwar soviel wie Gemütlichkeit, doch in Wahrheit steckt noch viel mehr dahinter. Als Däne kann man es sich nicht alleine so richtig gemütlich machen, wichtig ist vor allem, dass man etwas gemeinsam mit den Menschen unternimmt, die einem am Herzen liegen und einen Ausgleich zum Alltag schafft. Gemeinsam eine Kanne Tee vor dem warmen Kamin zu trinken oder eine abendliche Gartenparty mit Freunden zu feiern, das ist „Hygge“. Nicht umsonst wurden die Dänen zum wiederholten Mal vom World Happiness Report zum glücklichsten Volk der Welt erkoren.

Wie schnell „Hygge“ abfärben kann, haben wir bei unserem Besuch des Weinguts „Skaarupøre Vingaard“ erlebt. Das Gut der beiden Weinbauern Bente und Carsten, mit dem wunderschönen reetgedeckten Fachwerkhaus, lädt sofort zum Verweilen ein. Ursprünglich hatten sie den Plan ein Weingut in der Toskana aufzubauen, da das aus diversen Gründen leider nicht geklappt hat, haben sich die beiden für Dänemark entschieden – und das obwohl laut Experten nördlich des 50. Breitengrades gar keine Trauben mehr wachsen. Skaarupøre liegt auf dem 55. Breitengrad und mit den normalen Rebsorten wurde es daher schwierig. Also schafften sich die beiden leidenschaftlichen Winzer ganz besonders robuste Arten an, die wir bei unserem Besuch probieren konnten und uns echt super geschmeckt haben.

Ein weiteres tolles Erlebnis hatten wir bei unserem Aufenthalt in Odense. Auf unserem Weg durch die Straßen der Stadt ist uns eine Mikrobrauerei aufgefallen, also eine Brauerei die nur sehr kleine Mengen Bier herstellt und meist ausschließlich lokal agiert. Ganz spontan haben wir dann gefragt, ob eine kleine Verkostung möglich ist, was glücklicherweise gar kein Problem war. 

Aber auch ohne spontane Bierverkostung ist in Dänemark immer gut für das leibliche Wohl gesorgt. Natürlich gibt es durch die Nähe zum Meer sehr viel Fisch, insbesondere Hering findet man an jeder Ecke. Sehr bekannt ist aber auch das Kopenhagener Gebäck, bei vielen auch einfach nur Plunder genannt, und natürlich das Smørrebrød, das mittlerweile auch als Smörrebröd einen Platz in der deutschen Sprache gefunden hat. Die reichhaltig belegten Butterbrote werden typischerweise zur Mittagszeit gegessen. Isst man so wie wir in einer größeren Gruppe, wird einfach eine große Platte mit den verschiedensten Belägen auf den Tisch gestellt und jeder kann sich bedienen. Auch hier findet sich Hering auf dem Brot. Smörrebröd kann aber auch mit kaltem Braten oder ausschließlich Gemüse belegt sein.

Smörrebröd kann man übrigens mit wenigen Zutaten ganz leicht zu Hause nachmachen. Falls ihr das mal probieren möchtet, würde ich mich über eure Berichte und Fotos sehr freuen! 
Bis bald,

Michèle Rumpf | Profi für Dänemark