Indian Summer am Lake Winnipesaukee


Wenn bei uns der Herbst Einzug hält, wird es meistens nass und grau. Nicht so jedoch an der Ostküste Nordamerikas! Während ich als Kind mal über Halloween in Kanada war, wurde ich zum absoluten Herbst-Fan. Deshalb habe ich nicht lange gezögert, als meine Freundin mich fragte, ob ich sie auf der ersten Etappe ihrer Weltreise begleiten möchte – nach South Hampton an den Lake Winnipesaukee.
Das klingt jetzt für den einen oder anderen etwas sehr zufällig, warum gerade dieser unbekannte See? Während meines Studiums habe ich auch Freunde aus den USA gefunden und die wohnten direkt an der südlichen Spitze dieses herrlichen Sees. Wie ein umgestoßenes Wasserglas zieht sich der See etwa 33 km in den Norden und hat unzählige Inselchen und Landzungen, die einen wunderbaren Ausgangspunkt für viele Wassersportarten bieten. An der südöstlichen Spitze gibt es ein niedliches kleines Städtchen namens Wolfeboro.

Lake Winnipesaukee hat seinen Namen, das könnt ihr euch vielleicht schon denken, von den amerikanischen Ureinwohnern und heißt übersetzt so viel wie „der See mit zahlreichen weiteren Seen und Tümpeln“. Nicht sehr kreativ, aber es trifft den Nagel auf den Kopf.
Die Gegend ist ein wahres Paradies für jeden, der gerne draußen in der freien Natur ist. Es gibt unglaublich viel zu entdecken und die schiere Weite des Landes versetzt mich jedes Mal aufs Neue ins Staunen.

Wolfeboro hat einen kleinen Hafen, der sich im Zentrum der Ladenstraße befindet. Die vielen kleinen Geschäfte und Restaurants sind genau so, wie ihr es aus Filmen oder TV-Serien kennt. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn hinter der Diner-Theke plötzlich Luke Danes gestanden hätte. 😉

Zum Mittagessen in einem der Restaurants draußen auf der Terrasse am See zu sitzen, ist einfach unfassbar schön. Die Sonne ist noch sehr warm und schien – zu unserem Glück – noch sehr viel an diesem Tag. Stellt euch vor, ihr sitzt auf einer dieser typischen Holz-Terrassen, etwas höher gelegen, damit ihr gut über die Marina schauen könnt, und die Sonne scheint euch ins Gesicht, während sich die Bäume rings um euch herum langsam in ein feuriges Rot oder Sonnenblumen-gelb. Hier und da könnt ihr noch grüne Spitzen der Tannen erkennen. Andere Bäume, die gerade dabei sind, sich zu färben, haben spannende grün-orange-farbene Mischungen. Alles wiegt sich leicht, denn über dem See geht ein stärkerer Wind, als ich mir vorgestellt hatte. Um mein Indian-Summer-USA-Erlebnis perfekt abzurunden, hatte ich mir Mac‘n‘Cheese bestellt – also Maccheroni in einer Käsesoße. Ich bin einfach viel zu sehr Serien-Junkie, als dass ich so eine Gelegenheit das Leibgericht meiner Lieblings-Heldinnen zu probieren, an mir vorbeiziehen lassen könnte. 😀

Generell hatte ich eine Liste voller Produkte und Lebensmittel dabei (tatsächlich – eine physische Liste auf dem Flug geschrieben), die ich bisher in allen TV-Serien oder Filmen gesehen hatte und jetzt mal selbst testen wollte. Ich hab mich so sehr darauf gefreut, dass es fast war, als hätte mich jemand einen Tag lang ins Film-Universum katapultiert. Auf meiner Liste standen so Dinge wie:

  • in einem typischen Diner Blaubeer-Eierkuchen zu essen – check
  • Pop-Tarts zu probieren –  meine Lieblingssorte sind die Schoko-S’Mores (wie ein Nutella-Keks mit geschmolzenem Mäusespeck – schmeckt besser, als es klingt)
  • im Supermarkt durch die Backabteilung zu laufen, weil diese im Halloween-Rausch bestimmt fabelhafte Dekorationen hat (Ich backe sehr gern und das Auge isst ja bekanntlich mit 😉 )
  • einen Vanille-Milchshake zu trinken
  • Mac’n’Cheese
  • einen frischen Burger probieren
  • Pumpkin Pie verkosten
  • Pumpkin Spice Latte probieren
  • rausfinden, was dieses Pumpkin Spice ist 😀

Wie ihr sehen könnt, ich habe fast alles geschafft 🙂 Aber während wir dort waren, sind mir noch so viel mehr Dinge aufgefallen, die ich mal ausprobieren möchte. Einiges davon habe ich auch schon in meiner Heimatstadt gefunden, für anderes muss ich wohl noch mal an die Ostküste Nordamerikas – zum Beispiel habe ich dort kleine Eisläden von Ben&Jerry‘s entdeckt, aber noch nicht ausprobiert.

Am Wochenende packten wir die Gelegenheit die White Mountains anzuschauen. Innerhalb von ein paar wenigen Stunden seid ihr vom Lake Winnipesaukee in den White Mountains, die auch wieder allerlei Überraschungen bereit halten. Die Bergkette hat ihren Namen übrigens von der Tatsache, dass sie durch ihre Lage normalerweise das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt sind. Das macht sie natürlich zu einem perfekten Wintersportgebiet. Die letzten Sommer wurden leider immer wärmer, wahrscheinlich aufgrund der Erderwärmung, weswegen die Bergspitzen teilweise komplett auftauten. Zum Glück für alle Wintersportler aber nur über die Sommermonate!

Meine freundin wollte uns auch das „Castle in the Clouds“ zeigen. Ein Mann, der durch eine Schuhmanufaktur Anfang des 20. Jhd.‘s zum Millionär wurde, hat über Moltonborough viel Land bis zum Lake Winnipesaukee hinab gekauft, um dort für seine Familie ein Anwesen zu bauen. Ab der ehemaligen Kutscherei, in dem jetzt ein Restaurant ist, kommt man nur noch mit Eintritt und kleinen Shuttle-Bussen zum eigentlichen Anwesen hinauf.
Unser Glück schien aber aufgebraucht, denn es war dichter Nebel, selbst auf dieser Höhe, und es regnete gemütlich vor sich hin. Wir rannten also vom Parkplatz schnell ins Restaurant und gingen direkt auf die Terrasse weiter. Jetzt könnte ich traurig sein, wie wenig Aussicht wir hatten. Die Welt sah jedoch so gespenstisch aus, dass ich völlig fasziniert davon war. Die Nebelwand packte die ganze Region in Watte und es war, als ob ein paar Schritte hinter der Terrasse einfach die Welt aufhörte. Wie ein unbemaltes Bild, einfach weiß. So ein Wetterphänomen habe ich noch nie gesehen und die Bilder werden dem einfach nicht gerecht. Irre!

Die White Mountains waren dagegen wieder trocken, der Regen kam wohl von dort, und die Sonne schien sogar noch in den Abendstunden. Wir kuschelten uns in ein Café und redeten über Gott und die Welt. Das war so entspannt, dass ich so einen Laden gern bei mir um die Ecke hätte. Das Café hatte alle zur Verfügung stehenden Wände dazu benutzt lokale Künstler auszustellen. Egal, wo ihr hinschaut, überall hängen verschiedenste Zeichnungen, Aquarelle oder Gemälde. Die Natur scheint viele Künstler zu inspirieren, aber auch Aufnahmen von Kindern, die begeistern in einer Pfütze spielen, waren dabei.

Ich hatte mich eigentlich nur auf den Indian Summer gefreut, als wir diese Reise geplant haben, aber South Hampton hat mich überrascht. Ich möchte unbedingt noch einmal zurück und Zeit haben, durch die einzelnen Städtchen zu bummeln und hier und da in einem Café einen Plausch halten.

Luisa Schreiber | Profi für Marketing

P.S.: Wenn ihr über Boston nach South Hampton fahrt, dann probiert doch mal, ob ihr einen der Bostoner Leckereien schafft. 😉 Wir waren bei Mike’s Pastry und zu zweit mit einem Canolli mit Zitronenfüllung (in der Hoffnung, die wird nicht so schwer) und einem „Lobster Tail“, einem Gebäck, dass uns (optisch) an Spritzgebäck erinnerte und mit einer Vanillecreme gefüllt wird. Beides war jedoch von uns nicht zu schaffen. 😀 Vielleicht packt ihr es?