Kokosbällchen vor Stockholm


In den Sommermonaten haben manche Airlines ja so super Angebote, dass es sehr einfach ist, ein paar Tage Kurzurlaub einzulegen. So ein tolles Angebot lockte meinen Mann und mich diesen Juli für vier Tage nach Stockholm. Ich liebe die schwedische Lebensart ja sehr und war auch schon mehrere Male dort. Für meinen Mann war es jedoch die erste Reise nach Stockholm und ich freute mich riesig, ihm eine meiner europäischen Lieblingsstädte zeigen zu können.

Wir waren unter der Woche in Stockholm und trotzdem waren sehr viele Touristen in der Stadt. Unsere Vermutung war, dass auch die Schweden Ferien hatten und selbst ein paar Tage in ihrer Hauptstadt verbrachten. Durch die Flugzeiten hatten wir effektiv nur zweieinhalb Tage Zeit und unser Programm war dementsprechend straff. Am ersten Tag genossen wir im strahlenden Sonnenschein (von wegen der „Norden“ ist kalt – unternehmungslustige 25°C waren perfekt!) die Innenstadt und schlenderten zu Fuß die „Gamla Stan“, die Haupteinkaufsmeile, herunter zum Schloss wo wir zufällig die Wachablösung abpassten. Was ein Erlebnis! Die schwedische Wachablösung wird von einer Marine-Kapelle begleitet und die waren richtig lustig drauf – die Band hat nach einem traditionellen Militärlied tatsächlich „Bohemian Rhapsody“ von Queen angestimmt und die Stimmung auf dem Platz war phänomenal!

Da wir wussten, dass in Schweden die Lebensmittel etwas teurer sind als in Deutschland, haben wir die tollen Mittagsangebote genutzt, um gut Essen zu gehen. Viele Restaurants haben extra für die Mittagszeit vergünstigte Menüs, ähnlich den „Early Bird“-Angeboten, die ihr vielleicht schon aus Großbritannien kennt. Das lohnt sich wirklich! Allerdings haben wir auch einen Irish Pub probiert, der uns von außen sehr gefiel – und waren dann leider mit dem Preis-Leistungsverhältnis gar nicht zufrieden. Aber das passiert eben, wenn man Restaurants blind testet. 😉

Als ich das letzte Mal in Schweden war, hatte ich mir fest vorgenommen, eine Schären-Bootstour zu machen. Damals hatte es nicht geklappt, also standen wir am nächsten Tag früh auf um unsere vorgebuchten Tickets gleich zu einer der ersten Bootstouren abzuholen. Ich hatte mir die längste Fahrt ausgesucht, denn auf dem Weg nach Sandhamn auf der Insel Sandön zeigt sich auch die größte Vielfalt der Schären. Wir haben uns extra bemüht sehr früh an der Ablegestelle zu sein und trotzdem standen schon bestimmt 100 Menschen Schlange! „Du lieber Himmel!“, dachte ich mir und hatte wirklich Bedenken, ob wir überhaupt auf die erste Tour mitkönnen oder ob das Schiff nicht vorher schon voll ist. Zum Glück hatten die Schweden mitgedacht und in der Hauptsaison ein größeres Schiff für die Schärenrundfahrt abgestellt. Zwei Stunden lang fuhren wir durch die vielen Inselchen nach Sandhamn, der Schäre, die am weitesten in der Ostsee liegt.
Es war einfach so schön: der Sonnenschein, die idyllischen Inseln mit den typisch roten Holzhäuschen und das Wasser – genau so hatte ich es mir vorgestellt.

Auf Sandhamn angekommen, hatten wir drei Stunden Zeit die Insel zu erkunden. Ich hatte mir ja fest vorgenommen, dass ich bei schönem Wetter schwimmen gehe. Mit dem Badezeug im Gepäck machten wir uns also auf eine Badestelle zu finden. Meinem Mann war die Ostsee noch nicht warm genug, daher war ich auf mich allein gestellt. Mit noch drei oder vier anderen Menschen am Strand tauchte ich also in die Ostsee – für 15 Minuten, denn mein Mann hatte Recht, das Wasser war noch sehr frisch! 😀
Die Insel hat einen kleinen Bäcker und zum Kaffee wollte ich uns eine Kleinigkeit dazu kaufen. Mitten in der Ostsee, kurz vor Stockholm, bin ich hier auf die köstlichsten Kaffeestückchen gestoßen, die ich nie in Schweden erwartet hätte – kleine Kokosbällchen! Sie waren so unglaublich lecker, dass ich gern das Rezept für zu Hause gehabt hätte. 😀 Na, wohl noch ein weiterer Grund wieder zu kommen. 😉

An unserem letzten „halben“ Tag in Stockholm wollte ich meinem Mann noch etwas nach seinem Geschmack zeigen und wir sind in das Vasa-Museum gegangen. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen, denn diese Geschichte ist unfassbar: Im 17. Jahrhundert wurde ein Kriegsschiff im Hafen von Stockholm fertig gestellt und ist bei seiner Jungfernfahrt aus dem Hafen direkt gesunken! Die Schweden vergaßen über die Jahre das Schiff und auch die wenigen, die es suchten, hatten keinen Erfolg. Genau 333 Jahre später fand ein privater Wrackforscher das Schiff wieder und zwar unter einer dicken Schlammschicht – die das Schiff nahezu perfekt konserviert hat!
Heute haben die Schweden dem Schiff eigens ein Museum gebaut, in dem das Wrack besichtigt werden kann. Das Gebäude enthält ganz viele Besichtigungspfade, die sich wie eine Pflanze um das Schiff schlängeln und es von allen Seiten zeigen. Da aber wirklich noch alles 100 Prozent original ist, darf niemand auf das Schiff selbst. Die Ausstellung ist aber unfassbar beeindruckend und stellt auch das Leben dar, das man zu jener Zeit auf einem solchen Schiff führte.

Wir hatten so viel Spaß in diesem imposanten Museum, dass wir die Zeit ein bisschen vergaßen und uns beeilen mussten, um noch rechtzeitig zum Flughafen zu kommen. Die ganze Zeit liefen wir durch Stockholm und jetzt mussten wir die Straßenbahn benutzen. Ein Glück können in Schweden so viele Menschen englisch, wir sahen wohl etwas verloren aus und der Straßenbahnfahrer kam direkt auf uns zu und fragte, wo wir denn hin wollten. Das war so lieb, denn ohne ihn wären wir wohl falsch ausgestiegen!
Wir kamen also dank ihm noch rechtzeitig zum Flughafen und gut auf den Heimweg. Ich freu‘ mich so auf die nächste Reise nach Schweden – es gibt ja noch so viel mehr Orte auf meiner Liste, die ich noch besuchen will: die Eisbar im Keller des Icehotels zum Beispiel, oder das erste Freilichtmuseum der Welt „Skansen“ vor den Toren Stockholms. Aber es gibt auch einige Aktivitäten, die bestimmt Spaß machen, zum Beispiel die Rooftop-Tour über den Dächern der Stadt oder den Freizeitpark Tivoli Gröna Lund. Das gibt noch ein paar schöne Schweden-Reisen – egal, ob ein Kurz-Urlaub oder auch einmal für länger. 🙂

Kirsten Jung | Profi für Süddeutschland